Das neue Paradies in Sanssouci

Das neue Paradies in Sanssouci

…zauberhaften Kleinods, das Stibadium im Botanischen Garten des Parks Sanssouci in Potsdam. Ich befinde mich in der Maulbeerallee. Von dort aus hat man einen direkten Zugang zum Paradiesgärtchen. Ich wurde seit der offiziellen Eröffnung 2009 nie dort hin ausgeführt, somit habe ich im September 2021 den Weg allein dort hin gesucht und werde sehr warmherzig empfangen. Ich kann an diesem späten Nachmittag im Abendrot meine Fotoaufnahmen machen und bin fast allein dort. Es ist eine herrliche Atmosphäre und es entstehen sehr schöne Aufnahmen.

Werbung unbezahlt/unbeauftragt/ persönlicher Besuch

Die römische Antike

Das Stibadium wurde in Form eines Atriums ausgeführt. Das Atrium, in der römischen Antike ein nach innen orientierter Raum mit einer Öffnung im Dach, ist stets Teil einer größeren baulichen Anlage und wurde hier zum Einzelbauwerk mit der Funktion einer Gartenarchitektur. Deshalb bedurfte das Atrium nun aufgrund seiner Außenwirkung einer Fassadengestaltung.

Im Paradiesgarten übernehmen die angrenzenden Pergolen die Aufgabe, den Besucher durch einen umschlossenen Bereich in den im inneren gelegenen Bereich, das Atrium, zu führen. Die beiden Eingänge im Norden und Süden, sowie die portalartige Öffnung nach Osten geben dem Stibadium eine Transparenz, ohne ihm seine Abgeschlossenheit zu nehmen.

Zusammenhalt bekommt die Architektur durch die umlaufenden Triglyphen, die hier im Wechsel mit rechteckigen Öffnungen, in denen ursprünglich weiße, rubinrote, blaue und grüne Glasvasen standen.

Im Inneren sind die Wände mit Landschaftsdarstellungen von Karl Lompeck (1848) geschmückt. Das Bauwerk und der Paradiesgarten wurden bis in das 20. Jahrhundert bestimmungsgemäß als sommerlicher angenehmer Aufenthaltsort genutzt.

Stiftung preussische Schlösser und Gärten, Imternet 13.10.2021, https://www.spsg.de/presse-foto-film/pressearchiv/pressemeldung/?tx_news_pi1%5Bnews%5D=337&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail

Die Wasserkaskade.

Friedrich Wilhelm und sein Architekt versuchten, in Anlehnung an die Beschreibungen Plinius des Jüngeren über seine Landgüter Laurentium und Tuscum im kleinen Maßstab ein antikes Landhaus zu rekonstruieren. Die bauliche Anlage besteht aus Stibadium, Eingangsportal und Wasserkaskade. Für das Stibadium schuf Persius ein Atrium, in der Antike ein nach Innen orientierter offener Raum, der eigentlich immer Teil einer größeren baulichen Anlage war, als Einzelbauwerk. Mit Hilfe von weinberankten Pergolen wurde versucht, um das Atrium herum einen Außenraum zu schaffen. Durch die Öffnung im Dach des Atriums, die beiden Eingänge im Norden und Süden sowie eine weitere portalartige Öffnung im Osten erhält die Gartenarchitektur eine ungewöhnliche Transparenz.

Denkmalschutz, Internet 13.10.2021, https://www.denkmalschutz.de/denkmal/stibadium-im-paradiesgarten.html

Hast du einen Garten und eine Bibliothek,
dann hast du alles, was du brauchst.

– Marcus Tullius Cicero –

(106 – 43 v. Chr.), römischer Redner und Staatsmann

Im Bild oberhalb des Atrium ein rundherum laufender Triglyphenfries mit Glasvasen. Licht das durch das Atrium hindurch scheint, macht aus dem Gesamtwerk eine Idylle. Das Abendrot schenkt ein magisches Licht. Ich möchte gern hier verweilen und versuche, durch das Gitter hindurch gelungene Fotoaufnahmen zu bekommen, wie wahrscheinlich zig andere Besucher vor mir, die noch nicht im Innern des Atrium waren.

Öffnet die Tore

Und auch hier stehe ich erneut vor der Bitte, dass die Türen und Tore sich öffnen mögen. Doch dies bleibt mir verwehrt. Ich kann wenigstens nah genug heran treten an das Gitter um zu erkennen, was sich im Inneren des Atriums befindet und ich kann ein wenig von der Stimmung einfangen.

Herbst lichtspiel

Das Abendrot wird farbintensiver, aber es wird auch so langsam dunkler an meinem Standort. Ich entdecke das Wasserbecken und möchte noch rasach genug das Lichtspiel geniessen. Ein Mann steht von der Bank auf. Und wieder ein Wunschmoment für einen Fotografen: ich bin allein und kann Bilder aufnehmen ohne Besucher.

Bezaubernde orange farbene Riesenhibiskus Blüten tanzen den Reigen mit der Natur um sie herum. Die Sonne gibt dem Gesamtkonzept eine farblich abgestimmte Perfektion. Wer das so nicht empfindet… Mir fallen ganze Gedichtebände ein und ich möchte viele schöne Worte niederschreiben..Ich kann hier einfach nur noch träumen und mich wohlfühlen an diesem Ort mit dem lichtdurchfluteten Atrium – eine Architektur, die Transparenz äussert. Und genau das macht diese Anlage des Paradiesgärtchens in diesem Moment für mich  aus – ein hoffnungsvolles, schützenswertes und angenehmes Fleckchen Erde mit Erholungsfaktor im Park von Sanssouci.

In der folgenden Bildaufnahme sehr schön zu sehen. Das Sonnenlicht ergänzt sich mit den 40 weissen, rubinroten und blauen Glasvasen.

Pflege deinen Garten und der Garten pflegt deine Seele.

– Mark Balkens – Knurre –

(*1952) deutscher Lyriker, Philosoph und Orchideenzüchter

Auch ich stufe diesen Ort als ästhetischen Genuss ein und meine Vorfreude, die ich nur anhand von Bildern hatte, bestätigt sich an diesem Abend. Abschliessend tauche ich ein in die Düfte der Blumen und Kräuter der angrenzenden Gartenanlage. Und dann führt mich mein Weg Richtung Kutsche zun meinem heimischen Schloss.

Und es trug sich zu…

… dass ich an diesem wundervollen Abend im Paradiesgärtchen ein Bad nehme und von der Liebe zur Antike träume, die der König einst empfand. Ich träume vom Sommerfest in den botanischen Gärten und lausche dem fliessenden Wasser der Kaskade. Zu Klängen der musizierenden Grillen male ich auf Leinwänden römische Frauen in ihren Gewändern und geniesse einen Schluck Rotwein aus einem gläsernen Krug. Was hier Märchen oder Wahrheit ist, dürfen Sie sich selbst denken.

Das war Teil 2 meiner Reihe „Stil & Foto`s märchenhafte Orte 2021“.

Und nun wünsche ich Ihnen eine gute Reise und immer gut Licht! Ihre Anja Poeschke von Stil & Foto

Textauszüge, Idee und Fotoaufnahmen Anja Poeschke, 13. Oktober 2021, Zürich

Jim Knopf oder das alte China in Potsdam

Jim Knopf oder das alte China in Potsdam

Dieser Ort ist verwunschen. Warum das so  ist, erfahren Sie in diesem Beitrag. Es ist Dienstag an einem späten September Nachmittag. Ich lege eine Strecke zurück, die einmal vom Neuen Palais beginnend durch Sanssouci führt. Eine Kutsche? Habe ich nicht. Aber zwei Füsse, die mich tragen wollen und meine geliebte Kamera.

Auf meiner Favoriten Liste stehen die Neptungrotte und das Paradiesgärtchen. Da war doch noch etwas von einem Drachenhaus? Aber das habe ich kürzlich bereits entdeckt. Und ich wusste, da gibt es  noch eine Perle im Park Sanssouci. Ich erinnerte mich an das andere Haus mit den goldigen Figuren, dem Prunk, dem alten China.

Und ich bin bereits an zahlreichen Orten heute gewesen und laufe schon wieder Richtung Neues Palais. Eine leichte Brise kommt auf, es wird plötzlich still. Eine einzige Menschentraube kommt mir entgegen und sie lachen. Ich lächle mit Ihnen, sie grüssen. Und dann, dann wird es hell. Es strahlt goldig.

Das Chinesische Haus steht vor mir, unerwartet. Ein älteres Ehepaar mit einem kleinen Kind verlässt den Platz. Ich habe das Gefühl, ich soll hier allein sein. Also geniesse ich den Moment und nehme mit der Kamera auf, was geht, behutsam, achtsam, fasziniert wie ein kleines Kind.

 

Und so begann das Märchen.

Es war einmal

Wie in einem Märchen stehe ich vor einem ,Gartenpavillon der besonderen Art und bewundere das golden schimmernde Werk. Es scheint, als schauen die zahlreichen chinesischen Skulpturen heimlich mit ihren Augen einem hinterher. Ich fühle mich in meine Kindheit versetzt, als ich immerzu davor stand und selbiges Gefühl kam heute wieder auf. Als ob ich in einem Film bin, in dem dieser Ort die Hauptrolle spielt und mich in seinen Bann zieht. Die Augen der chinesischen Frauen und Männer machen auf mich enen lebendigen Eindruck. Sie tanzen ihren Reigen und ich bin inmitten dieses Schauspiels angekommen. Wie damals als ich ein kleines Mädchen war. Natürlich ist das heute noch immer so, auch wenn ich erwachsen bin.

Und ich treffe auf einen Besucher, Mitte 50, der scheinbar genau so empfindet. Er flüstert Schönes über diesen Ort zu seiner Frau und schaut wie ich, erfürchtig und gebannt hoch hinauf, entlang und rundherum. Er fotografiert seine Frau vor dem schönen Baum in der Nähe. Man möchte diesen zauberhaften Gartenpavillon, so rund wie es da steht, immer zu umlaufen und nicht fort gehen, in der Hoffnung, er erzählt mir alle seine verborgenen Geheimnisse und Geschichten. Es zieht mich auch immer wieder hinein in das Innere, aber leider darf man nicht mal unter das Dach. Das ist auch gut so, denn so ein einzigartiges Objekt ist schützenswert.

Der sitzende Mandarin auf der Kuppel des Hauses

An sich ist der Tanz der unmittelbare Ausdruck des erhöhten Lebensgefühls in der anmutigen Bewegung des Leibes, welche die Grazie ist.

– Heinrich Moritz Chalybäus –

Es gibt 26.000 Bäume im Park Sanssouci

Türchen öffne dich..

Das Märchen gefällt meinen Augen und meiner Seele. Der Anblick des Aussen ist schon eindrücklich. Ich hätte natürlich schon gern einen Blick ins Innere gewagt und wäre in diese Welt noch tiefer eingetaucht.. Menschen, die im reich verzierten Raum sitzen an kleinen Tischen, auf goldig und fein verzierten Stühlen, trinken Tee und essen eine Süssigkeit. Musik wird gespielt…Es duftet nach Orange und Ananas. Sonne strahlt durch die grossen Fenster.

Ich lese ein wenig über das Chinesische Haus und finde wenige, jedoch schöne Informationen. Es ist jedenfalls einer der beliebtesten Orte, den die Besucher des Parks aufsuchen. Das ist schonmal klar. Was gibt es noch Besonderes von diesem Ort zu berichten?

Der malerische Gartenpavillon gehört zu den Top Favoriten für die Gäste des traumhaften Park Sanssoucis. Die Bauzeit betrug 9 Jahre. Nach Skizzen von Friedrich dem Grossen erschuf der Baumeister Johann Gottfried Büring dieses Gebäude.

Das chinesische Teehaus besitzt den Grundriss eines Kleeblatts und beeindruckt mit seinen famosen Malerein. Ein genauer Blick auf das Objekt und die intensive Betrachtung dieser Skulpturen und Bilder lohnt sich allemal. Nehmen Sie sich unbedingt Zeit um zu geniessen!

Musiziert! Spielt!

Das Figurenensemble der essenden, trinkenden und musizierenden Chinesen ist einfach so lebendig für mich. Wieder und wieder laufe ich um das kleeblattförmige Gebäude herum und suche die Gesichter, die Blicke, finde mich in ihrem Gelächter und ihrem Tanz wieder. Musikanten lassen zarte Klänge aus fernöstlichen Ländern ertönen.

Fast bodentiefe Fenster und Fenstertüren geben dem Gartenpavillon nicht zuletzt durch ihre rundbogige Form seinen Charme und lassen ganz sicher viel Licht ins Innere.

Das Sonnenlicht sorgte für herbstliche Stimmung –

romantisch und farblich der Hit!

Der Tanz ist die Wiege des Kusses.

– Carl Ludwig Schleich –

…und so küssten sie sich und lebten bis zum Ende ihrer Tage. Sie lebten zufrieden in ihrem zauberhaften Garten und feierten Feste bis tief in die Nacht und durch den Sommer hindurch. Speisten Früchte aus fernen Ländern und genossen die zarten Klänge der Musikanten, hockend auf dem reich verzierten Boden unter dem Dach des Gartenpavillons.

Text, Idee und Fotoaufnahmen Anja Poeschke, 10. Oktober 2021, Zürich

Nun sind wir am Ende des ersten Märchens angekommen. Und was ist es nun, was mich an diesem Ort berührt und die märchenhaften Bildaufnahmen beschert? Nun, ich kenne das Chinesische Haus schon viele Jahre seit meiner Kindheit. Und immer wieder sobald ich davor stehen bleibe, machen die goldigen stolzen Figuren, die wie Puppen wirken, den Eindruck auf mich, als werden Sie lebendig, sobald der letzte Besucher das Gelände verlässt. Ich fühle mich in die geheimnissvolle Welt des Jim Knopf versetzt, der nach Mandala reiste. Ein altes China.

Und es trug sich zu…

..dass ich an diesem Dienstagabend mit einer Kamera voller wunderbarer Aufnahmen heim ging. Ich spüre den Herbst und aber auch den Spätsommer mit seinem schönen Licht. Und ich lese darüber, wie das Innere des Pavillons aussieht. Nun habe ich Lust auf eine Tasse Tee und lausche den Musikern, die dieses Haus schmücken. Schmecke die Ananas, die eine der Figuren in ihren Händen trägt und schmunzle über Jim Knopfs Reise zu seiner Lisi nach Mandala.

Und nun wünsche ich Ihnen eine gute Reise und immer gut Licht! Ihre Anja Poeschke von Stil & Foto