
Ein Krimi am Salzhaff
Mal wieder ist es Zeit zum Campen. Mögen Sie das auch? Dann sind Sie hier genau richtig. Und mögen Sie auch Mankels Wallander Krimis? Ich war ein begeisterter Leser seiner alten Krimis. Und ich wurde noch nie zuvor daran so erinnert, wie am Salzhaff. Seine Kulissen sind zwar in Schweden. Ich fühle mich von diesen jedoch nicht weit entfernt.
Lassen Sie sich ein auf eine neue Reise und lesen Sie dieses Mal einen etwas sonderbaren Beitrag. Als ich am Sazhaff meine Pfingstferien verbrachte, wurde ich von der bemerkenswerten stillen und auch mystischen Atmosphäre in die Welt der Wallander Krimis versetzt. Was mich dazu bewegte, meinen Beitrag auf die Weise zu verfassen, was Potenzial für einen Krimi haben könnte.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen!
Heutige Kulisse:
Umsäumt von Steilküsten und Salzwiesen erstreckt sich das Haff rund um die Halbinsel Boiensdorfer Werder bis hin zum Ostseebad Rerik. Es ist mit seiner naturbelassenen Küstenlandschaft ein inneres Seegewässer, das durch regelmäßige Überflutungen von der Ostsee mit Salzwasser versorgt wird.
Unmittelbar an den Überflutungsbereich schließen sich verschiedene Formen von Salzwiesen an, die in Abhängigkeit vom Salzgehalt unterschiedlich gestaltet sind – ein Eldorado für Flora und Fauna!
Sie finden hier Strandflieder, Andelgras, Strandbeifuss, Salzbinsen und Salzstraußgras, aber auch äußerst seltene Pflanzenarten wie Löffelkraut und Erdbeerklee.
Die Salzwiesen sind Brut-, Rast- und Überwinterungsplatz für zahlreiche Wasser- und Watvögel. Seeschwalben, Säger, Enten, Kampfläufer, Rotschenkel und Kiebitz fühlen sich hier wohl.
https://www.ostsee.de/rerik/salzhaff.php

Heute Abend werden Stürmische Böen über den Campingplatz wehen. Es ziehen Gewitterwolken auf, die drohend über uns hängen und nichts Gutes verheissen. Ich halte meine Tasse Tee in der linken Hand, die andere nutze ich, um meine Zigarette zu halten. Ich zittere am ganzen Körper und meine Hände kommen kaum dem nach, was sie tun sollen. Die Kälte, die Erschütterung, die ich empfinde, die Angst, das Schaudern, halten mich ab, einen klaren Gedanken zu finden und die Hände still zu halten.
Ich grabe meine Fusszehen immerzu in den körnigen Sand am Ufer des Salzhaffs, hinter mir die Steilküste mit ihren Höhlen und ockerfarbenen Hängen. Jeden Moment glaubt man, der Sand rutscht nach den starken Regenfällen der vergangenen Wochen den Hang hinab.
Blaulicht von 3 Polizeiwagen und einem Krankenwagen verkünstelt die natürliche Stimmung Himmels. Das Wetter lässt sich von nichts abhalten, während uns allen Anwesenden hier der Atem zu stocken scheint. Die Welt bleibt eben nicht stehen, so wie wir Menschen oft den Eindruck haben nach einem Schicksalsschlag.
Ich sehe nur noch Autos, da wo zuvor nichts als Natur aufzufinden war. Da, wo ich zuvor allein stand und die Robben erblickte, steht eine Schar von etwa 20 Zuschauern. Die Spurensicherung ist am Werk. Ich mag nicht hinter das Absperrband gehen und möchte auch nichts dazu sagen. Aber es wird mir später nicht erspart bleiben, da ich allein hier war vor dem Unglück. Und einen kurzen Moment meine ich, ich muss mich übergeben. Unter mir könnte der Boden sich auftun und ich würde dankbar im Salzhaff versinken. Gemeinsam mit dem ockerfarbenen Steilküstensand.
Mein Nagel ist gebrochen, als ich meinen rechten Fuss tiefer vergrabe in Tausende von spitzen kleinen Steinen. Ich versuche, mich an meinen heutigen späten Nachittag zu erinnern und setze Puzzelteile zusammen. Ich habe nach meinem Spaziergang am Haff durch den Schock vergessen, was geschah.

Ich zünde mir eine Zigarette an und trinke einen Schluck von dem Kräuterlikör, den ich zum aufwärmen auf meine Wanderungen stehts bei mir trage. Ich versuche, meine Gedanken und den Tag zurück zu holen. Die Kulisse mit der Spurensuche, den Polizisten und den Sensationslustigen um mich herum wird kleiner, leiser und verschwindet fast vor meinen Augen. In Gedanken stehe ich nun vor der Rezeptionistin, die mir immerzu in den Kopf kommt und mir Unbehagen vermittelt.
Guten Tag, sagt Sie zu mir. Und lächelt mich auf eine erleichternde Art an, als sei ich so was von willkommen, weil immer mehr Gäste ausbleiben aufgrund der vorausgesagten Regenfälle und Stürme. Zunächst einmal melde ich mich an der Rezeption an und werde mir vornehmen, rasch auf die Terrasse der Beachbar zu gehen. Ich muss etwas essen und meine Unterlagen für den Fotoauftrag vorbereiten und ich sollte heute noch die Robbenfamilie beobachten, bevor mich das Wetter die nächsten Tage davon abhält. Den Himmel habe ich unter strenger Beobachtung, denn das Gewitter soll heute am frühen Abend mit Sturm auf uns zu kommen. Ich frage die Rezeptionistin nach einer Wanderroute zu den Robben.

Man darf über die Kuhweide hinweg, versichert mir die Rezeptionistin. Sie war kurz vor ihrer Mittagspause und hatte es eilig. Nach den Einweisung und den Tipps für meine Wanderung ging ich nochmals zurück. Da war das kleine heimelige Empfangshäuschen bereits verschlossen, das Licht innen brannte noch, aber Niemand war zu erspähen. Ich lukte durch die Scheiben. Das Lädchen und die Theke waren aufgeräumt. Nur die Unterlagen an der Rezeption lagen wild durcheinander auf dem Schreibpult verteilt. Ein kleines Leselicht brannte noch. Ich konnte nichts weiter erkennen und brach auf. Es war schon 13 Uhr durch. Ich werde sie später fragen, wo ich etwas zu Abend essen kann.


Ich entscheide mich, da ich grossen Hunger habe, auf einen Burger und ein Bier in die Beachbar zu gehen, die zum Haff Camping gehört.
Ein wunderbarer Platz erwartet mich hier. Ich mache einige Fotoaufnahmen. Dieser Himmel wirkt als einzigartiger Filter. Ich lege den Fokus auf die bunten Liegestühle, dessen Stoffe im Wind hin und her wehen. Ein Sonnenschirm im karibischen Stil lässt seine kleinen Fransen wild tanzen. Ich trete ein Stück rückwärts, völlig vertieft in meine Bildmotive und bemerke etwas Hartes unter meinem Fuss. Ein kurzes Räuspern hinter meinem Rücken lässt mich umdrehen. Ich blicke einen 1,90 Meter grossen Mann an und antwortete schnell mit „Pardon. Das war keine Absicht.“ Er lächelte, etwas verlegen sogar und stapfte durch den rutschigen Sand an mir vorbei mit am Rücken verschränkten Armen zum Ufer.



Nach einem sehr guten Essen und ein paar netten Smalltalks mit der Barkeeperin und zwei Gästen, vertrete ich mir am Ufer des Campingplatzes die Beine. Ich finde diesen wunderschönen Platz, an dem ich mich ungestört setze und meinen Kaffe koche.
Inzwischen sind die Nachmittagsstunden bald vergangen und das Wetter ist etwas freundlicher. Jetzt begebe ich mich endlich auf die Wanderung. Eine Route über die Kuhweide. Nach der Weide folgt ein steiniger, lehmiger Weg, der eine vielfältige Flora und Fauna bereit hält und ich von dort Wasservögel und die Robbenfamilie in völliger Stille und Abgeschiedenheit beobachten kann. So hat es mir die Rezeptionistin versprochen. Ich gehe mit dem schmerzenden rechten Bein entlang durch meterhohes Schilfgras. Der Weg ist teilweise etwas versteckt. Ich halte Ausschau auf das stille Salzhaff nach der mir versprochenen Robbenfamilie, die hier eingezogen ist in das Gebiet. Jeder spricht von den Robben, zahlreiche Besucher haben die vergangenen Wochen hierher Ihre Wanderroute ausgedehnt. Der Nachmittag ist jedoch ruhig, die Wasseroberfläche ist ruhig, eine leichte Brise weht über ihr hinweg und verursacht minimale Wellen. Ich höre nichts als das Heulen von Möwen.
Bevor die Steilküste beginnt, öffne ich den Zaun der Kuhweide. Ich gehe langsam an mindestens 20 Kühen vorbei. Sie starren mich an und drehen unbeeindruckt den Kopf weg. Ich scheine nicht interessant zu sein. Ich bin froh, denn so allein an den grossen Weidekühen vorbei zu laufen, flösst mir Respekt ein.



Ich gehe den Weg entlang des Ufers und halte Ausschau nach der Robbenfamilie, die sich in der Nähe blicken lässt zu bestimmten Tageszeiten. Gäste mit Kindern auf dem Campingplatz haben mir über ihre Beobachtungen begeistert berichtet. Ich bin schon eine ganze Weile auf meinem Weg allein mit dem Gesang von Wasservögeln. Das Heulen der Möwen übertönt das im Wind rauschende Gras.
Sie ziehen ihre Bahnen und kreisen um schmackhaften Fisch.
Ein Sonne Wolken Mix lässt ein besonderes Licht auf mich scheinen. Die sich abwechselnde Dynamik zwischen silber glitzernden Wellen und bedrohlich wirkendem, graublauen Himmel macht mir Unbehagen. Inzwischen tropft wieder einmal der sanfte Regen auf mich nieder, als würde er mich begleiten wollen. Ich blicke häufig hinter mich, weil ich das Gefühl habe, nicht so einsam zu sein, als ich meine.
Ich beobachte das Ufer ganz genau und mache Aufnahmen für das Naturschutz Labor. Sand, Schlick und Schlamm, Algen verschwimmen miteinander. Es stinkt teilweise faul. Seegras tanzt im Wind und biegt sich in alle Richtungen.
Das flache und ruhige Gewässer hat auf mich eine beruhigende Wirkung. Ich höre keine Menschenstimmen, Automotoren oder Flugzeuge. Es ist eine ungewöhnliche Stimmung, es ist still, nicht einfach nur ruhig. Ich blicke zum Horizont, wo ich gerade noch im Dunst erkennen kann, dass Inseln vorgelagert sind. Auf der Karte schaue ich mir das Gebiet an und bekomme Sehnsucht nach Schweden.
Und dann lenke ich meinen Blick in die Richtung meines Weges. Endlich, die Robbenfamilie liegt am Ufer des Haffs, genau am Wanderweg. Ich zücke meine Kamera und pirsche mich langsam und in gewohnt gebeugter Körperhaltung zu den Tieren. Es scheint, als ruhen sie. Keins der Tiere bewegt sich. Sie scheinen mich nicht zu bemerken. Ich bin fasziniert von der spätnachmittäglichen Lichtstimmung und freue mich auf meine Bildmotive für das Naturschutzzentrum.
Ein Schrei, ein Knall, ich verspüre panische Angst in mir, mein Herz puckert wie wild von Null auf Hundert. Dann ein ein dumpfer stechender Schmerz auf meinem Kopf und ich verliere das Licht, den Blick und mein Gedächtnis. Etwas lief wie ein Film vor mir ab und ich sinke zu Boden.





Als ich aufwache, versinkt bereits die Sonne. Ich vernehme dumpfe Stimmen und bemerke, dass nicht nur ein Mensch, sondern viele über mir stehe und einer neben mir hockt un dmich anspricht. Lansagm und immer lauter höre ich, wie man mich fragt, ob ich etwas hören oder sehen kann, wie es mir geht. Ich schüttle nur meinem Kopf und lasse meinen extrem geschwächten Körper wieder in den kalten und nassen ockerfarbenden Sand sinken. Ich spüre die spitzen kleinen Steinchen sich in meinen Rücken bohren, als wollten sie mir weiteren schmerz hinzufügen. Ein Schmerz der trügerischen Natur. Meine verletzte linke Wade von heute Mittag erinnert mich an etwas. Gedanken und Bilder schiessen plötzlich durch meine erschüttertes Gehirn. Die Gäste mit den Kindern vom Campingplatz, die Kellnerin der Beachbar erscheinen vor meinen Augen. Der 1,90 Meter Mann. Ja, der, er sieh tmich an und lächelt mir mit Hohn in mein Gesicht. Er hat eine Maske auf.
Ich erinnere mich jetzt auch an den Mann. Als ich ihm auf den Fuss trat. Das Leselicht über den wild verstreuten Unterlagen im verschlossenen Empfangshäuschen, die verschwundene Rezeptionistin, die ich noch etwas fragen wollte, die Robbenfamilie und das Paar, was ich in der Beachbar gesprochen habe. Ich hebe meinen rechten Arm. Jemand muss mich aufrichten. Ich muss erzählen, ich muss los werden, was ich weiss.

Was ist auf der Wanderroute geschehen? Was ist mit der Robbenfamilie und wo ist die Kamera mit den Fotoaufnahmen verblieben? Wer hat die Berichterstatterin am Salzhaff überfallen und auf den Kopf geschlagen? War das Paar in der Beachbar neugierig und hellhörig, als sie sich austauschten über die besondere Robbenfamilie? Oder wollte Jemand der Mitarbeiterin vom Naturtzentrum Unrecht antun aus bestimmten Motiven? Wohin ist der Mann, dem sie aus Versehen auf den Fuss trat? Seien Sie gespannt, wie es weiter geht.
Bald erscheint Teil 2.
Neueste Kommentare