Ein Krimi am Salzhaff

Ein Krimi am Salzhaff

Mal wieder ist es Zeit zum Campen. Mögen Sie das auch? Dann sind Sie hier genau richtig. Und mögen Sie auch Mankels Wallander Krimis? Ich war ein begeisterter Leser seiner alten Krimis. Und ich wurde noch nie zuvor daran so erinnert, wie am Salzhaff. Seine Kulissen sind zwar in Schweden. Ich fühle mich von diesen jedoch nicht weit entfernt.

Lassen Sie sich ein auf eine neue Reise und lesen Sie dieses Mal einen etwas sonderbaren Beitrag. Als ich am Sazhaff meine Pfingstferien verbrachte, wurde ich von der bemerkenswerten stillen und auch mystischen Atmosphäre in die Welt der Wallander Krimis versetzt. Was mich dazu bewegte, meinen Beitrag auf die Weise zu verfassen, was Potenzial für einen Krimi haben könnte.

 

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen!

Heutige Kulisse:

Umsäumt von Steilküsten und Salz­wiesen erstreckt sich das Haff rund um die Halbinsel Boiens­dorfer Werder bis hin zum Ostsee­bad Rerik. Es ist mit seiner natur­belassenen Küsten­landschaft ein inneres See­gewässer, das durch regel­mäßige Über­flutungen von der Ostsee mit Salz­wasser versorgt wird.
Unmittelbar an den Überflutungs­bereich schließen sich verschiedene Formen von Salz­wiesen an, die in Abhängigkeit vom Salzgehalt unter­schiedlich gestaltet sind – ein Eldorado für Flora und Fauna!
 Sie finden hier Strandflieder, Andelgras, Strand­beifuss, Salzbinsen und Salz­straußgras, aber auch äußerst seltene Pflanzen­arten wie Löffel­kraut und Erdbeerklee.
Die Salzwiesen sind Brut-, Rast- und Überwinterungs­platz für zahl­reiche Wasser- und Watvögel. Seeschwalben, Säger, Enten, Kampf­läufer, Rotschenkel und Kiebitz fühlen sich hier wohl.

https://www.ostsee.de/rerik/salzhaff.php

Heute Abend werden Stürmische Böen über den Campingplatz wehen. Es ziehen Gewitterwolken auf, die drohend über uns hängen und nichts Gutes verheissen. Ich halte meine Tasse Tee in der linken Hand, die andere nutze ich, um meine Zigarette zu halten. Ich zittere am ganzen Körper und meine Hände kommen kaum dem nach, was sie tun sollen. Die Kälte, die Erschütterung, die ich empfinde, die Angst, das Schaudern, halten mich ab, einen klaren Gedanken  zu finden und die Hände still zu halten.

Ich grabe meine Fusszehen immerzu in den körnigen Sand am Ufer des Salzhaffs, hinter mir die Steilküste mit ihren Höhlen und ockerfarbenen Hängen. Jeden Moment glaubt man, der Sand rutscht nach den starken Regenfällen der vergangenen Wochen den Hang hinab.

Blaulicht von 3 Polizeiwagen und einem Krankenwagen verkünstelt die natürliche Stimmung Himmels. Das Wetter lässt sich von nichts abhalten, während uns allen Anwesenden hier der Atem zu stocken scheint. Die Welt bleibt eben nicht stehen, so wie wir Menschen oft den Eindruck haben nach einem Schicksalsschlag.

Ich sehe nur noch Autos, da wo zuvor nichts als Natur aufzufinden war. Da, wo ich zuvor allein stand und die Robben erblickte, steht eine Schar von etwa 20 Zuschauern. Die Spurensicherung ist am Werk. Ich mag nicht hinter das Absperrband gehen und möchte auch nichts dazu sagen. Aber es wird mir später nicht erspart bleiben, da ich allein hier war vor dem Unglück. Und einen kurzen Moment meine ich, ich muss mich übergeben. Unter mir könnte der Boden sich auftun und ich würde dankbar im Salzhaff versinken. Gemeinsam mit dem ockerfarbenen Steilküstensand.

 

Mein Nagel ist gebrochen, als ich meinen rechten Fuss tiefer vergrabe in Tausende von spitzen kleinen Steinen. Ich versuche, mich an meinen heutigen späten Nachittag zu erinnern und setze Puzzelteile zusammen. Ich habe nach meinem Spaziergang am Haff durch den Schock vergessen, was geschah.

Ich zünde mir eine Zigarette an und trinke einen Schluck von dem Kräuterlikör, den ich zum aufwärmen auf meine Wanderungen stehts bei mir trage. Ich versuche, meine Gedanken und den Tag zurück zu holen. Die Kulisse mit der Spurensuche, den Polizisten und den Sensationslustigen um mich herum wird kleiner, leiser und verschwindet fast vor meinen Augen.  In Gedanken stehe ich nun vor der Rezeptionistin, die mir immerzu in den Kopf kommt und mir Unbehagen vermittelt.

Guten Tag, sagt Sie zu mir. Und lächelt mich auf eine erleichternde Art an, als sei ich so was von willkommen, weil immer mehr Gäste ausbleiben aufgrund der vorausgesagten Regenfälle und Stürme. Zunächst einmal melde ich mich an der Rezeption an und werde mir vornehmen, rasch auf die Terrasse der Beachbar zu gehen. Ich muss etwas essen und meine Unterlagen für den Fotoauftrag vorbereiten und ich sollte heute noch die Robbenfamilie beobachten, bevor mich das Wetter die nächsten Tage davon abhält. Den Himmel habe ich unter strenger Beobachtung, denn das Gewitter soll heute am frühen Abend mit Sturm auf uns zu kommen. Ich frage die Rezeptionistin nach einer Wanderroute zu den Robben.

Man darf über die Kuhweide hinweg, versichert mir die Rezeptionistin. Sie war kurz vor ihrer Mittagspause und hatte es eilig. Nach den Einweisung und den Tipps für meine Wanderung ging ich nochmals zurück. Da war das kleine heimelige Empfangshäuschen bereits verschlossen, das Licht innen brannte noch, aber Niemand war zu erspähen. Ich lukte durch die Scheiben. Das Lädchen und die Theke waren aufgeräumt. Nur die Unterlagen an der Rezeption lagen wild durcheinander auf dem Schreibpult verteilt. Ein kleines Leselicht brannte noch. Ich konnte nichts weiter erkennen und brach auf. Es war schon 13 Uhr durch. Ich werde sie später fragen, wo ich etwas zu Abend essen kann.

 

Meine Einweisung auf den Campingplatz fand zügig statt. Sozusagen in Windeseile. Das ganze Gegenteil von dem, was mich dann erwartet. Ein einsamer Campingplatz, abgelegen am Ende einer Halbinsel. Ich finde einen Stellplatz am Waldrand und mit Blick auf das Haff. Ich baue mein Vordach auf, es schützt  mich ein wenig. Noch ist es trocken und ich gehe einmal um das Auto herum, um alles abzuschliessen. Ich rutsche aus auf dem feuchten Gras und verletze meine linke Wade. Ein Holzspiess hat sich aus dem Boden heraus gebohrt von einem alten abgebrochenen Baumstumpf. Und nun habe ich mir fast meine Hautoberfläche daran aufgerissen. Ich setze mich am besten gleich auf den Rasen an den Boden und zünde mir eine Zigarette an. Das Auto dient als meine Rückenlehne. Ich blicke über die vor mir liegende Rasenfläche, die im Hochsommer sicher viele Gäste beherbergt. Meine Augen wandern mit dem leisen Wind auf das Haff. Von Weitem sehe ich kleine Wellen. Der Wind bläst sanft.

Ich entscheide mich, da ich grossen Hunger habe, auf einen Burger und ein Bier in die Beachbar zu gehen, die zum Haff Camping gehört.

Ein wunderbarer Platz erwartet mich hier. Ich mache einige Fotoaufnahmen. Dieser Himmel wirkt als einzigartiger Filter. Ich lege den Fokus auf die bunten Liegestühle, dessen Stoffe im Wind hin und her wehen. Ein Sonnenschirm im karibischen Stil lässt seine kleinen Fransen wild tanzen. Ich trete ein Stück rückwärts, völlig vertieft in meine Bildmotive und bemerke etwas Hartes unter meinem Fuss. Ein kurzes Räuspern hinter meinem Rücken lässt mich umdrehen. Ich blicke einen 1,90 Meter grossen Mann an und antwortete schnell mit „Pardon. Das war keine Absicht.“ Er lächelte, etwas verlegen sogar und stapfte durch den rutschigen Sand an mir vorbei  mit am Rücken verschränkten Armen zum Ufer.

Nach einem sehr guten Essen und ein paar netten Smalltalks mit der Barkeeperin und zwei Gästen, vertrete ich mir am Ufer des Campingplatzes die Beine. Ich finde diesen wunderschönen Platz, an dem ich mich ungestört setze und meinen Kaffe koche.

Inzwischen sind die Nachmittagsstunden bald vergangen und das Wetter ist etwas freundlicher.  Jetzt begebe ich mich endlich auf die Wanderung. Eine Route über die Kuhweide. Nach der Weide folgt ein steiniger, lehmiger Weg, der eine vielfältige Flora und Fauna bereit hält und ich von dort Wasservögel und die Robbenfamilie in völliger Stille und Abgeschiedenheit beobachten kann. So hat es mir die Rezeptionistin versprochen. Ich gehe mit dem schmerzenden rechten Bein entlang durch meterhohes Schilfgras. Der Weg ist teilweise etwas versteckt. Ich halte Ausschau auf das stille Salzhaff nach der mir versprochenen Robbenfamilie, die hier eingezogen ist in das Gebiet. Jeder spricht von den Robben, zahlreiche Besucher haben die vergangenen Wochen hierher Ihre Wanderroute ausgedehnt. Der Nachmittag ist jedoch ruhig, die Wasseroberfläche ist ruhig, eine leichte Brise weht über ihr hinweg und verursacht minimale Wellen. Ich höre nichts als das Heulen von Möwen.

Bevor die Steilküste beginnt, öffne ich den Zaun der Kuhweide. Ich gehe langsam an mindestens 20 Kühen vorbei. Sie starren mich an und drehen unbeeindruckt den Kopf weg. Ich scheine nicht interessant zu sein. Ich bin froh, denn so allein an den grossen Weidekühen vorbei zu laufen, flösst mir Respekt ein.

Ich gehe den Weg entlang des Ufers und halte Ausschau nach der Robbenfamilie, die sich in der Nähe blicken lässt zu bestimmten Tageszeiten. Gäste mit Kindern auf dem Campingplatz haben mir über ihre Beobachtungen begeistert berichtet. Ich bin schon eine ganze Weile auf meinem Weg allein mit dem Gesang von Wasservögeln. Das Heulen der Möwen übertönt das im Wind rauschende Gras.
Sie ziehen ihre Bahnen und kreisen um schmackhaften Fisch.
Ein Sonne Wolken Mix lässt ein besonderes Licht auf mich scheinen. Die sich abwechselnde Dynamik zwischen silber glitzernden Wellen und bedrohlich wirkendem, graublauen Himmel macht mir Unbehagen. Inzwischen tropft wieder einmal der sanfte Regen auf mich nieder, als würde er mich begleiten wollen. Ich blicke häufig hinter mich, weil ich das Gefühl habe, nicht so einsam zu sein, als ich meine.

Ich beobachte das Ufer ganz genau und mache Aufnahmen für das Naturschutz Labor. Sand, Schlick und Schlamm, Algen verschwimmen miteinander. Es stinkt teilweise faul. Seegras tanzt im Wind und biegt sich in alle Richtungen.

Das flache und ruhige Gewässer hat auf mich eine beruhigende Wirkung. Ich höre keine Menschenstimmen, Automotoren oder Flugzeuge. Es ist eine ungewöhnliche Stimmung, es ist still, nicht einfach nur ruhig. Ich blicke zum Horizont, wo ich gerade noch im Dunst erkennen kann, dass Inseln vorgelagert sind. Auf der Karte schaue ich mir das Gebiet an und bekomme Sehnsucht nach Schweden.

Und dann lenke ich meinen Blick in die Richtung meines Weges. Endlich, die Robbenfamilie liegt am Ufer des Haffs, genau am Wanderweg.  Ich zücke meine Kamera und pirsche mich langsam und in gewohnt gebeugter Körperhaltung zu den Tieren. Es scheint, als ruhen sie. Keins der Tiere bewegt sich. Sie scheinen mich nicht zu bemerken. Ich bin fasziniert von der spätnachmittäglichen Lichtstimmung und freue mich auf meine Bildmotive für das Naturschutzzentrum.

Ein Schrei, ein Knall, ich verspüre panische Angst in mir, mein Herz puckert wie wild von Null auf Hundert. Dann ein ein dumpfer stechender Schmerz auf meinem Kopf und ich verliere das Licht, den Blick und mein Gedächtnis. Etwas lief wie ein Film vor mir ab und ich sinke zu Boden.

Als ich aufwache, versinkt bereits die Sonne. Ich vernehme dumpfe Stimmen und bemerke, dass nicht nur ein Mensch, sondern viele über mir stehe und einer neben mir hockt un dmich anspricht. Lansagm und immer lauter höre ich, wie man mich fragt, ob ich etwas hören oder sehen kann, wie es mir geht. Ich schüttle nur meinem Kopf und lasse meinen extrem geschwächten Körper wieder in den kalten und nassen ockerfarbenden Sand sinken. Ich spüre die spitzen kleinen Steinchen sich in meinen Rücken bohren, als wollten sie mir weiteren schmerz hinzufügen. Ein Schmerz der trügerischen Natur. Meine verletzte linke Wade von heute Mittag erinnert mich an etwas. Gedanken und Bilder schiessen plötzlich durch meine erschüttertes Gehirn. Die Gäste mit den Kindern vom Campingplatz, die Kellnerin der Beachbar erscheinen vor meinen Augen. Der 1,90 Meter Mann. Ja, der, er sieh tmich an und lächelt mir mit Hohn in mein Gesicht. Er hat eine Maske auf.

Ich erinnere mich jetzt auch an den Mann. Als ich ihm auf den Fuss trat. Das Leselicht über den wild verstreuten Unterlagen im verschlossenen Empfangshäuschen, die verschwundene Rezeptionistin, die ich noch etwas fragen wollte, die Robbenfamilie und das Paar, was ich in der Beachbar gesprochen habe. Ich hebe meinen rechten Arm. Jemand muss mich aufrichten. Ich muss erzählen, ich muss los werden, was ich weiss.

Was ist auf der Wanderroute geschehen? Was ist mit der Robbenfamilie und wo ist die Kamera mit den Fotoaufnahmen verblieben? Wer hat die Berichterstatterin am Salzhaff überfallen und auf den Kopf geschlagen? War das Paar in der Beachbar neugierig und hellhörig, als sie sich austauschten über die besondere Robbenfamilie? Oder wollte Jemand der Mitarbeiterin vom Naturtzentrum Unrecht antun aus bestimmten Motiven? Wohin ist der Mann, dem sie aus Versehen auf den Fuss trat? Seien Sie gespannt, wie es weiter geht.

Bald erscheint Teil 2.

Lugano – Reizvoller Ausblick mit wundervollen Einblicken

Lugano – Reizvoller Ausblick mit wundervollen Einblicken

Wie die Kapelle delle Fraccie bei contra entstand

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Von der berühmten Kapelle, welche in reizvoller Lage oberhalb Tenero unweit von Locarno sich befindet, wird folgende Sage erzählt:
Ein armer Tessiner aus Contra oder Lavertezzo im Verzascatal war nach Rom ausgewandert, hatte sich dort durch Fleiss und Sparsamkeit ein schönes Stück Geld verdient und wollte nun wieder in sein stilles Heimatdorf zurückkehren. Wohlverstanden, solche Auswanderer machten damals den ganzen weiten Weg von Rom bis zum Heimatdorf zu Fuss.
Als er etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt hatte, wurde er von Räubern überfallen und ausgeplündert und musste froh sein, mit dem Leben davonzukommen. Seine sauer verdienten Ersparnisse, die Frucht vieler Jahre mühsamer Arbeit, waren verloren, und es blieb dem armen Manne nichts anderes übrig, als wieder nach Rom zurückzukehren und von neuem sein Glück zu versuchen. Also wandte er seine Schritte wieder gegen Rom. Wie er so in Gedanken versunken die Strasse weiterzieht, bemerkt er unterwegs zwei Männer, die in einem Loch, das sie bei einer Mauer gegraben hatten, einige Dinge verstecken. Also wartet er behutsam hinter einem Baum, bis jene zwei Unbekannten sich entfernt haben und nähert sich dann ganz vorsichtig, um nachzusehen, was sie dort verborgen hätten.

Auf seiner Wanderung kamen ihm aber oft Bedenken, ob er eigentlich jenes ganze Geld für sich behalten dürfe. Und um sein Gewissen zu beruhigen, geht er zu einem Pfarrer, um sich bei ihm Rat zu holen. Dieser erklärt ihm, dass er angesichts der Lebensgefahr, welche er ausgestanden habe, sehr wohl das gefundene Geld behalten dürfe. Immerhin aber würde er ihm empfehlen, der ersten Kirche, welche er auf seiner Weiterreise antreffe, eine schöne Spende als Dankesopfer zu machen.
Zufrieden und glücklich über diesen Bescheid zog er weiter, seiner geliebten Heimat zu. So oft er aber von weitem einem Kirchturm erblickte, so schloss er halb seine Augen, um die Kirche nicht sehen zu müssen.
Auf diese Weise gelangte er über den Langensee bis nach Locarno und weiter zur Brücke von Tenero, von wo er die Landstrasse verliess und in den schmalen Fussweg einbog, der zu seinem Heimatort Contra führte. Und kaum war er an dem Ort, der «Fraccie» genannt wurde, angekommen, so beschloss er, dort eine Kapelle errichten zu lassen, die diesen Namen bekam, und zwar an der Stelle, wo sich vor alter Zeit schon ein Kirchlein befunden hatte zu Ehren der Maria, die als Wunder wirkend daselbst verehrt wurde.
Auf diese Weise konnte er durch den Bau einer Kapelle in der Heimat seinen Dank für das gefundene Glück bezeugen.

 

Am Kaminfeuer der Tessiner
Walter Keller
Hans Feuz Verlag Bern
(Internet 10. Juli 2024, https://www.maerchenstiftung.ch/de/maerchen_aus_aller_welt/schweizer_maerchen_zum_lesen_und_vorlesen/maerchensuche/1759/wie-die-kapelle-delle-fraccie-bei-contra-entstand)

Lugano

Man kommt oberhalb Luganersee auf dem SBB Bahnhof an und kann von hier aus schon den ersten Ausblick erleben. Und ja, es gehen viele Stufen hinab in den Stadtkern. Es fährt jedoch eine Drahtseilbahn. Die kann man nehmen, wenn man der Treppenstufen aufwärts müde ist.

 

(Nähere Informationen hier https://www.ticino.ch/de/commons/details/Drahtseilbahn-Lugano-Bahnhof-SBB/92040.html#features)

    Tja so ist das mit den Sagen, Geschichten und Märchen. Und wie ich bereits in meinem vorherigen Beitrag über meine Reise ins Maggiatal geschrieben habe, bin ich auch hier dem mediterranen Flair, dem Zauber des Tessin erlegen. Die Reise geht weiter.
    Die Reise geht nach Lugano.
    Ich steige in den Zug und fahre von Tenero mit dem Ticino Ticket nach Lugano.
    Eine angenehme Fahrt erwartet mich und ich geniesse es, im Zug zu sein und nicht am Lenkrad.

    Ankunft.

    Ich steige aus dem Zug und schon ein paar wenige Schritte vom Bahnhof entfernt bietet sich mir ein erster eindrücklicher Weitblick.

    Absolut zu empfeheln, von hier oben direkt die sommerliche Luft zu schnuppern und den ersten Ausblick über den Luganer See zu geniessen. Ich habe zwar keine Wanderschuhe an, aber mit Sandaletten passe ich wenigstens in die hübsche Stadt mit ihrem italienischen Flair. Und es sind mal wieder hohe Temperaturen, dass jedes Kleidungsstück ein Zuviel bedeutet.
    Mein Fotorucksack allerdings ist stets dabei und mir nie zu schwer. Meine Kamera ist das erste Mal heute auf Hochtouren bei dem Ausblick.
    Und schon erreiche ich die Kathedrale von Lugano über Lugano.

    Es ist August 2022.

    Diese ursprünglich romanische Kirche ist von vielen Epochen geprägt, so heisst es
    Die Laurentius-Kirche wurde 818 als Pfarrkirche erbaut. 1078 wurde sie Kollegiatstift. Seit 1884 war San Lorenzo Sitz der Apostolischen Administratur für das Tessin, aus der 1971 das Bistum Lugano entstand.
    (https://www.kath.ch/newsd/kathedrale-von-lugano-wird-nach-sieben-jahren-wieder-geoeffnet/)

    Zwar schön, dass die Kathedrale von Lugano eine Wiedereröffnung nach 7-jähriger Bauphase im Jahr 2017 erleben dürfte, doch ich hebe mir den Besuch des Inneren für den Rückweg auf. Ich möchte meine Energie sparen für das, was mich da unten in der schönen Stadt erwartet. Und ein Walk am Ufer des Sees, der wird lang. Das weiss ich. Und es wird wie immer sein: ich schaue mir die schönsten Fleckchen an und laufe dazu schon mal viele Stufen und Wege hoch und runter und wieder hoch. Und dann tun die Füsse schon mal weh. Und manchmal bleibe ich ewig an einem Foto Hotspot stehen, weil ich wunderschöne Ausblicke einfach genießen möchte. Und dann ist die Zeit unbemerkt vorran geschritten. Der Moment ist eben immer beeindruckend, wenn ich an schöne Orte komme und schliesslich suche ich als Fotografin ja auch nach ihnen. Ich muss dann einfach inne halten. Das Wetter meint es gut mit mir. Doch ich schwitze sehr bei den Temperaturen. Noch dazu mit dem Equipment auf meinem Rücken. Erst einmal kaufe ich mir ein Wasser und ein Gipfeli ist mein zweites Frühstück.
    Man kann auf jeden Fall hier und da entspannen und verweilen an hübschen Plätzen. Lugano ist ein echter Tipp. Und meinen Espresso werde ich sicher am Ufer des Sees einnehmen.

    Auf gehts!

    Gestärkt laufe ich zunächst ab der Kathedrale eine Hauptgasse herunter. Auf Altstadtpflaster verziehrte Wege geht es recht bergab. Das muss ich später am Abend wieder rauf zum Bahnhof. Es fährt eine Bahn. Die kann man nehmen, wenn man der Treppenstufen aufwärts müde ist.

    Gestärkt laufe ich zunächst ab der Kathedrale eine Hauptgasse herunter. Oh je, Kopfstein und es geht recht bergab. Das muss ich später am Abend wieder rauf zum Bahnhof.

    Auf geht`s !

    Ich gehe durch lebhafte Gassen, zahlreiche Besucher halten sich hier auf und erledigen ihre Einkäufe auf Märkte. Viele kleine und grosse Läden folgen einem nach dem anderen. Blumen, Gemüsemärkte, Salamies hängen an Haken zahlreich herunter, Cafés, edle Kleider sind in Schaufenstern schön drapiert. Ich nehme das emsige Treiben auf und mache hier und da einige Bildaufnahmen für schöne Eindrücke. Unterwegs erfrische ich mich gleich mal an einem Brunnen.

    Und nun gehts schon weiter!

    Quartiere Maghetti

    Zufällig entdecke ich auf meinen Wanderrouten Richtung Parco Ciani das Quartiere Maghetti. Eine Art Innenhof in dem sich Läden und Restaurants und Cafes aneinanderreihen, in denen viele Besucher gerade zu Mittag essen. Schön und eine interessante Architektur.

    Quartiere Maghetti

    Der Ursprung des Quartiers Maghetti geht auf zwei verschiedene Hinterlassenschaften zurück: die von Angiola Maghetti vom 19. März 1828 und die der Eltern vom 3. August 1830.

    Zunächst wurde es Legato Maghetti genannt und erst am 28. Dezember 1916 als Stiftung „Orfanotrofio Maghetti“ anerkannt mit dem Ziel, den armen Waisenkindern von Lugano eine Schul- und Berufsbildung angedeihen zu lassen.

    Dank der Grosszügigkeit des Domherrn Andrea Primavesi aus Lugano, Direktor des Werks Pia Maghetti, der die Räumlichkeiten und den weitläufigen Hof im Eigentum der Stiftung zur Verfügung stellte, wurde am 6. April 1902 das Oratorium eröffnet, das 1981 wieder zerstört wurde, um Platz für das neue Quartiere Maghetti zu schaffen.

    Am 12. Oktober 1984 entstand nach einem Komplettumbau anstelle des „vecchio Maghetti“ (alten Maghetti) ein vollständig erneuertes Zentrum mit Luxusapartments, Geschäften, Boutiquen, Gärten, Bars und Restaurants. Das Quartier wurde dann wieder vom Architekturbüro Mendini aus Mailand Ende der 90er-Jahre umgebaut und durch die letzte Neugestaltung bekam es einen besonderen urbanen und sozialen Anstrich.

    (https://www.ticino.ch/de/commons/details/Quartiere-Maghetti/93439.htm)

    Parco Ciani

    Hach wie herrlich die Luft ist und der sanfte Regen, der nun auf mich niederfällt, macht die Natur wieder frisch grün. Ich habe unbedingt Sehnsucht nach Blumen und weite meine Route aus auf Richtung Park. Ich erspähe ein Hinweisschild. Durch den kurzen Regen habe ich bestes Licht und kann die schönen Blumen und Bäume dort fotografieren.

    Entlang der Riva Giocondo Albertolli flaniere ich zum Palazzo dei Congressi Lugano im Parco Ciani.
    Hier erwartet mich sanfter Regen, eine Badestelle, zahlreiche Fotokulissen und eine bemerkenswerte Auswahl an Blumen und Bäumen.

    Ich bin super gern an solchen Tagen unterwegs, wo nicht zu viele Menschen vor Ort sind und etwas Regen ist dafür nahezu perfekt geeignet. Ausserdem habe ich auch kein hartes Sonnenlicht. Und eigentlich tut der kleine Regenschauer auch gut, nachdem ich dieses Erlebnis auf dem Ausblick über der Santa Maria Degli Angioli hatte.

    Ich schlendere durch die hübschen Pfade durch diese grüne Oase von Lugano und habe eine herrliche Aussicht auf den Monte Bré, den Monte San Salvatore und Campione d’Italia – einfach zum genießen.

    Gate on Lake Lugano

    Hier befindet sich auch das berühmte „Seetor“, der wahrscheinlich am häufigsten auf Instagram gezeigte Ort der Stadt. Es ist ein schmiedeeisernes, von Blumen umgebenes Tor, das direkt am Wasser liegt. Ein Bild von mir für mich wird selbstverständlich auch aufgenommen, von netten Touristen, die ich vorher ebenfalls fotografiere. Ich glaube, hier steht man bestimmt zu stark frequentierten Stosszeiten Schlange, um sich einmal davor fotografieren zu lassen. Es ist eben auch eine traumhafte Kulisse.

    Und ich laufe dafür einfach mal entlang des Ufers des Luganer Sees. Da bin ich nämlich inzwischen angekommen.
    Ich nehme den Weg zu meiner Rechten und komme an der Standseilbahn Funicolare degli Angioli an. Die Standseilbahn der Engel genannt, war von 1913 bis 1986 ein betriebener Schrägaufzug in Lugano. Ich liebe diese charmanten Aufzüge. Die Moderen am SBB Bahnhof habe ich heute noch nicht getestet und diese hier ist leider stillgelegt. Ich werde mich also der Strecke von 142 Metern hoch begeben und zähle die Treppenstufen. Nein natürlich nicht. Jedoch sind es einige Stufen, die ich überwinde und ich werde mit den Temperaturen kämpfen, die Mittagssonne ist da. Oben angekommen erhalte ich die pure Belohnung mit einem unglaublich attraktiven Blick zum See und über das Kirchendach hinweg. Diese Kirche ist die Santa Maria degli di Angeli. Und ja, als ich später in ihrem Innern meine Zuflucht vor der Hitze suchte, kam ich ins Schwärmen….. Darauf gehe ich später noch ein.

    Und was soll ich sagen, dass Sie mir nach empfinden können. Ich beschreibe den Moment und den Ausblick als weit, nach Sommer duftend, still, windig, azurblaues Wasser, strahlend blauer Himmel, geschichtsträchtig, ewig, ein Ort der Sehnsucht. Ja, das kann ich so in etwa beschreiben.

    Oben angekommen erhalte ich die pure Belohnung mit einem unglaublich attraktiven Blick zum See und über das Kirchendach hinweg.

    ….weit, nach Sommer duftend, still, windig, azurblaues Wasser, strahlend blauer Himmel, geschichtsträchtig, ewig, ein Ort der Sehnsucht.

    Und nach dem ich einige Videosequenzen und Bildaufnahmen von dem Panorama aufgenommen habe, finde ich mich langsam wieder auf dem Piazza Bernardino Luini ein. Die Stufen abwärts bleibe ich immer mal wieder stehen, weil erstens der Wind da oben etwas angenehm ist und ich immerzu sehnsüchtig den Ausblick geniesse. Nun ist es soweit, ich betrete die Santa Maria degli di Angeli. Und bleibe direkt stehen vor einem Bild, was ich kaum zu beschreiben wage.

    Am Südeingang der Stadt, an der Piazza Luini gelegen, gehörte die Kirche Santa Maria degli Angeli zu einem 1490 gegründeten Franziskanerkloster. Von aussen betrachtete eher schlicht, überrascht das Kircheninnere durch ein Schiff mit Spitzbogen, auf der rechten Seite von vier Kapellen flankiert und vom Chor durch eine Zwischenwand getrennt. In der ersten Kapelle, in der Lünette an der linken Wand, ist die Madonna mit Kind und dem heiligen Johannes zu sehen, ein Fresko von Bernardino Luini (1530). Das Bild des heiligen Franziskus in der zweiten Kapelle hat G. A. Petrini 1728 gemalt. Die Fresken der vierten Kapelle, nach dem hier begrabenen Luganeser Anwalt Camuzio benannt, sind von Bernardino Luini und stellen die Anbetung der Könige und die Flucht nach Ägypten dar. Weitere Fresken im Gewölbe sind der Schule des Bramantino zuzuordnen.

     

    Das grosse Gemälde der Kreuzigung, mit den Szenen des Leidens Christi im Hintergrund, sind das letzte Werk von Bernardino Luini (1529-1532). Der gleiche grosse Künstler hat die Bilder der Propheten auf den Trennsäulen und das Abendmahlsbild auf der linken Wand des Kirchenschiffs, das aus dem Refektorium des alten Klosters stammt, gemalt. Er liess sich dazu vom weltberühmten Abendmahlsbild von Leonardo da Vinci inspirieren. Unter den Bögen der Trennwand sind Fresken mit Veduten der Stadt Jerusalem im 14. Jahrhundert angebracht.

    (Internet 11. Juli 2024, https://www.ticino.ch/de/commons/details/Kirche-Santa-Maria-degli-Angeli-Lugano/2682.html)

    Als ich in Richtung Bahnhof zurück kehre, quasi bin ich auf dem Heimweg,  flaniere ich natürlich noch ein wenig um die Kathedrale San Lorenzo. Die, der ich anfangs begegnet bin und ich mir einen Besuch aufgehoben habe.

    Die Kirche wurde im Frühmittelalter gegründet, bereits im Jahre 818 zur Pfarrkirche, 1078 zur Stiftskirche ernannt und seit 1078 ist sie Kathedrale. Das Mauerwerk ist auch in der heutigen Konstruktion noch romanisch. Im 13.-14. Jh. erhielt sie die Gewölbedecke und wurde vergrössert. Die Wetterfassade, die in den Jahren 1500/1517 erreichtet wurde, ist eines der Meisterwerke der lombardischen Renaissance. Das Frontispiz, vier Pfeiler tragen das mittlere Kranzgesims in gebrochener Linie und ein Gebälk –  Elemente, die auf höchst harmonische Weise angeordnet sind. Die Kappelle Madonna delle Grazie ist reich mit Säulen geschmückt und mit einem Marmoraltar versehen; sie wurde 1494 gegründet und 1774 nach Projekten des Architekten Giambattista Casasopra rekonstruiert.
    Im Innern befinden sich die ältesten Fresken sind auf der Wand der gegenüberliegenden Fassade über dem Kreuzgewölbe aus der Epoche der Gotik zu betrachten: Spuren einer Szene des Universalgerichts, ein perspektivischer Mäander, der Kopf eines und ein kleiner Rest der Hölle, schon im 13. Jh. dokumentarisch belegt. Am Eingang zum Chor steht der imposante Hauptaltar aus Marmor; darauf ein Überbau aus Tempelchen mit Putten dekoriert. Er wurde Ende des 17. Jh. nach den Zeichnungen von Andrea Biffi angefertigt. Im letzten Raum des Südschiffes ist das ehemalige achteckige Taufbecken aufgehoben.
    (Internet 11. Juli 2024, https://www.ticino.ch/de/commons/details/Kathedrale-San-Lorenzo/2681.html)

    Und nun nochmals dieser abschliessende fantastische Ausblick. Ich empfehle die Ankunft mit der SBB. Ab dem Bahnhof bekommen Sie als Erstes ohne Mühen ein wunderbares Panorama geboten. Welch ein Empfang!

    Das Innere der Kathedrale ist genauso schön und atemberaubend wie die Kirchen hier im Umland es einfach sind. Prunkvoll, teils ein wunderschönes Licht, was sie auf meinen Bildaufnahmen erkennen können, geschichtsträchtig, eindrücklich…. Und hier müssen Sie sich vorstellen, die Kühle, die Kirchen bieten, wenn es Hochsommer ist und draussen die Hitze Einem zu schaffen macht, ist unbezahlbar. Ich liebe es jedes Mal. Und übrigens macht das Madonna auch total gern. Sie besucht gezielt Kirchen im Innern, weil sie immer so angenehm kühlend sind. Und das wünsche ich Ihnen jetzt auch – eine erfrischende Briese, wo auch immer Sie Ihren Hochsommer verbingen und vielleicht machen Sie ja einen Abstecher nach Lugano.

    Ein herrliche Gegend in der ich als Besucher so viele Ausblicke bekomme auf das umliegende Bergpanorama, auf Boote und charmante Cafés, auf Menschen, die sich ein Eis gönnen und anschliessend mit dem Pedalo hinaus fahren. Ich liebe das italienische Flair und die wundervollen Einblicke in die Geschichte des Tessiner Städtchens.
    Man schreibt über den italienischsprachigen Kanton, er ähnelt dem der norditalienischen Lombardei.
    Ich finde auf jeden Fall, der mediterrane Mix ist in dieser Stadt überall spürbar und wer das mag, ist hier bestens unterhalten. Der Luganersee ist nach der Eiszeit entstanden, als zwei Gletscher zusammentrafen. Immer wieder finde ich die Natur in der Schweiz faszinierend. Und allein schon deshalb werde ich nicht das letzte Mal hier im Tessin gewesen sein.

    Das Maggiatal – Dem Zauber erlegen

    Das Maggiatal – Dem Zauber erlegen

    Das Maggiatal

    Im Sommer 2022 führt es mich mal wieder mit dem Camper ins Tessin. Dieses Mal fahre ich ins Maggiatal. Nach diversen charmanten Bootsfahrten, einer famosen Zugfahrt nach Lugano und einer unzwischen zweiten Wanderung zu Madonna del Sasso, gehört das Tessin inzwischen zu meinen persönlichen Favoriten.

    Ich gebe mir Mühe, dieses Stückchen wundervolle Erde in meinem Beitrag so zu beschreiben, dass Sie begeistert ins Auto steigen wollen, um es selbst zu erleben und das Land zu erkunden – ein wunderbar geschichtsträchtiges und landschaftlich beeindruckendes Stück Land.

    Da dieses Jahr 2024 durch die Hochwasserproblematik das Tessin schwer getroffen ist und Dörfer abgeschnitten sind, ist es mir ein besonderes Anliegen, über meinen Besuch vor zwei Jahren im Maggiatal zu berichten. Und ich hoffe, dass Sie einen Sommer dort verbringen können und ihn so geniessen, wie ich hier beschreiben möchte.

    Es ist Mitte Juli und der Sommer einfach traumhaft. Ich bin heute morgen recht früh aufgestanden, habe ein gemütliches Frühstück eingenommen und meinen Campingplatz parat gemacht. Dann habe ich meinen Camper vom Platz bewegt. Nur nicht Andere wecken. Ich wollte einer der ersten Besucher sein, denn bekanntermassen werden die Ortschaften, die auch Instagram Hotspots sind, stark frequentiert.

    Lavertezzo ist deswegen mein erstes Ziel, weil ich eine echte Erfrischung benötige. Und diese holt man sich am besten in der Verzasca. Schon einmal hier gewesen, wusste ich, wohin es mich treibt und ich habe auch rasch eine Parknische gefunden. Darüber kann man in dieser Gegend echt dankbar sein. Lavertezzo wird rasant voll von Gästen.
    Heutemorgen ist es leer, kaum ein Besucher ist hier. Später auf der Rückfahrt wird das schon nicht mehr so sein.

    Das Maggiatal 2022

    Im Maggiatal erwartet mich eine wunderbare Kulisse. Man mag eine Weile davor stehen bleiben und sich auf die Vergangenheit einlassen. Die Landschaft ist nicht zugebaut und so hat man hier einen schönen Blick in die Wälder mit den starken Felsen.

    Ich besuche ein beeindruckendes kleines Museum über die entbehrungsreiche Zeit der Tessiner. Die Maggiatal Bewohner hatten es wirklich nicht leicht. Das Leben so zu bewältigen, das ist eine schwere Last. Aber Leben gab es hier und es wurde daraus anscheinend gemacht, was möglich war.

    Ich bin gespannt, auf das was da noch kommt und in welche Geschichte ich eintauchen darf.

    Bevor ich heute in die Geschichte der Tessiner eintauche, passiere ich  Lavertezzo. Schön anzusehen, dieses Kleinod. Aber nicht weniger beachtlich sind alle anderen Dörfer, die sich an dem Bergpanorama schmiegen und jedes für sich Werbung zu machen scheint. Schnell suche ich mir einen Parkplatz, denn diese sind an solch einem Hotspot begehrt und schnell belegt. Schlangen vor dem Ticketautomaten, kleine Staus, Ordnungshüter weisen ein. Ich erlebte das Spektakel schon einmal. Ein Besucherstrom wird hier aber sehr gut organisiert.

    Übrigens erwähne ich gern, dass man unbedingt eine Wanderung machen sollte entlang der Verzasca. Denn während dieser Wanderung tun sich mehrfach Badestellen auf, an denen man teils allein sein kann.

    Es ist sehr früher Morgen und die Sonne strahlt mit ihrer ganzen Kraft, was bei 7 Grad Wassertemperatur nicht gerade unangenehm ist.
    Ich finde, es gibt nichts Erfrischenderes, als an der Ponte dei Salti zu baden. Ich habe hier einige Sommer verbracht und immer ist es ein Genuss, da unter der Brücke aus dem 17.Jahrhundert und auch auf den beeindruckenden Felsen zu verweilen. Das Gestein ist ästhetisch und reiht sich ein in ein nahezu perfektes Bild der Natur. Doch Vorsicht, die Kälte ist nicht zu unterschätzen, man sollte langsam ins Wasser steigen und nicht gerade unvorbereitet von der Brücke springen. Das türkisblaue glasklare Wasser schimmert und schlängelt sich wie eine Mäander zwischen das weissgraue Gestein.

    Eine wunderschöne Natur, die wir schätzen müssen und bewahren sollten. Das tut man auch hier. Es sind entsprechend Hinweisschilder aufgestellt und auch sollte man die häufig offenen Gärten der Anwohner nicht betreten und die hübschen Gassen der Dörfer mit Abstand und Diskretion betrachten.

    Die Verzasca – ein fantastischer Fluss. Und ein wunderbarer Wanderweg umsäumt sie. Ein Tipp, wenn man etwas ruhigere Orte und Ufer zum Schwimmen sucht, macht man am besten eine Wanderung.

    Ich freue mich auf das kalte Wasser.

    Hier und da liegen erste sonnenhungrige Badegäste auf den wärmenden Felsen, die glatt sind, wie geschliffen. Nicht Jedermann wagt sich in das kalte Wasser. Ich nehme jetzt endlich mein echt erfrischendes morgendliches Bad in der Verzasca. Ich atme tief ein, tief aus, brauche einen Moment, lasse das glitzernde Nass an meiner Haut entlang rinnen, tauche langsam komplett ein und spüre das glatte Gestein unter meinen Füssen. Mein Atem ist nicht gerade gelassen und tief, ich ringe etwas nach Luft, denn es ist ein unglaubliches, erfrischendes Abenteuer, in diesen klirrend kalten Fluss einzutauchen. Ich werde von der Kälte des Wassers nicht verschont und fühle mich fast erfroren. Überall unter mir tiefe Spalten und glatt gespültes helles Gestein. Das Blau wechselt hier und da in Grün. Ein herrliches Bild ür das Auge und die Seele. Selbst zwischen den tiefen Spalten ist es nicht dunkel, sondern noch lang grün und glasklar. Ich schwimme sanft mit dem Fluss zum gegenüberliegenden Ufer. Ein paar wenige Schwimmzüge sind es, aber die reichen aus, um erfrischt zu werden und die Gänsehaut lässt noch lang nicht nach, als ich längst aus dem Wasser geglitten bin. Ich sammle die Wärme der Sonne auf und begebe mich zum Auto.
    Die Hitze ist vergessen, mein Herz ist nun  erfreut zugleich und wir Zwei ziehen weiter.

    PS: Meine Kamera stand allein und felsenfest auf einem der glatten Gesteinsformationen, um mich kurz zu filmen und eine kleine Bilderreihe zu machen. Das wird später erschwert durch die zunehmenden Badegäste. Ein Stativ mitzunehmen, ist natürlich die bessere Variante.

    Ich werde von der Kälte des Wassers nicht verschont und fühle mich fast erfroren. Überall unter mir tiefe Spalten und glatt gespültes helles Gestein. Das Blau wechselt hier und da in Grün. Ein herrliches Bild ür das Auge und die Seele.

    Das türkisblaue glasklare Wasser schimmert und schlängelt sich wie eine Mäander zwischen das weissgraue Gestein.

    Das Gestein ist ästhetisch und reiht sich ein in ein nahezu perfektes Bild der Natur.

    Mein Weg führt nun ins Maggiatal. Nach wenigen Kilometern bog ich ins Tal ein. Was man berichtet, trifft sofort zu und mir fallen folgende Worte ein: Magisch, eng, wild, felsig, Entbehrung, Bergvölker, Kastanienbäume, Nadelholz, karges Leben, Flusslandschaft, Duft, Kraftort…Rechts und links von mir zieht sich die Bergkette des Vallemaggia entlang. Ich bin beeindruckt von dieser so gar nicht erdrückenden, sondern magischen Anmutigkeit dieser landschaftlichen Umgebung. Als werde ich umarmt von riesigen Bäumen und von kantigem Gestein, fahre stillschweigend weiter geradeaus. Das hier ist einfach nur Stille und es vergeht mir die Lust auf Musik und andere Ablenkungen. Ich lasse schnellere Autofahrer an mir vorbei ziehen. Vallemaggia erstreckt sich als das grösste Tal der italienischen Schweiz nordwestlich von Locarno. Und inmitten dieser wundervollen Schweizer Landschaft möchte ich so lang als möglich verweilen und heute alles in meine Gedanken und mein Fotografen Herz aufnehmen, was man berichtet hat über diesen Ort.

    Was man berichtet, trifft sofort zu: Magisch, eng, wild, felsig, Entbehrung, Bergvölker, Kastanienbäume, Nadelholz, karges Leben, Flusslandschaft, Duft, Kraftort…

    Ich war beeindruckt von dieser so gar nicht erdrückenden, sondern magischen Anmutigkeit dieser landschaftlichen Umgebung. Als werde ich umarmt…

    Ein idyllisches Plätzchen zum Ausruhen. So mancher Ort läd hier zum Verweilen ein, wenn es nicht privat wäre. Ich finde viele schöne kleine Dörfer und wandere so manche Strassen und Wege ab.Zu empfehlen sind die Gassen, die von einer Hauptstrasse abgehenn und für Erfrischung sorgen hie rund da Palmen, hübsch blühende Bäume und kleine Brunnen.

    Es scheint wirklich ein Kraftort zu sein, weil die Felsen, Wälder und das Bergtal sich aneinander schmiegen und eine Einheit bilden, die vor Kraft strotzt und aber auch für Demut sorgt. Hier verbirgt sich ein beachtliches Baumreservat, teilweise vielleicht unberührt. Die für das Tessin bekannten Edelkastanien ragen ihre schönen Kronen in Richtung Himmel, Nadelbäume so weit das Auge reicht, runden die Schönheit ab und geben den Gesteinsformationen des Tals den urigen, rauen Charakter. Ich spüre förmlich die Zeiten der Entbehrung der damaligen Bergbewohner.
    Ich fahre beeindruckt durch das Maggiatal, das öfter mal eng und dann wieder weit wird, kurvig und dann wieder geradeaus, endlos erscheint, als gäbe es kein Ziel. Ich weiss nicht, was da noch kommt. Mein Auto scheint mich zu bewegen, nicht ich das Auto. Wir sind beide irgendwie still, wenn man das so sagen kann als Beschreibung für diesen Moment.

    Das Maggiatal. So heisst es im Museum, ist das grösste aller Tessiner Täler. Vom Langensees her dringt es tief in den Alpenraum ein, mit Höhenunterschieden, die zu den höchsten der Schweiz zählenden: in wenig mehr als 40 Kilometer Luftlinie gelangt man von den rund 200 Metern des Maggadeltas auf die 3200 Meter des Basodinogipfels mit seinem Gletscher.

    Und hier beschreibt der Text exakt das, was ich im Vorfeld schon eindrücklich zu beschreiben versuchte: „ Der Taleingang in Ponte Brolle, eng und einst unwegsam, lässt nicht erahnen, was sich dahinter befindet: die Landschaft öffnet und verzweigt sich wie ein Fächer zu den Nebentälern Rovana, Bavona und Lavizzara, die sich ihrerseits in unzählige Nebentäler gliedern. (Aus dem Museum in Cevio , Texttafeln)
    Diese geologische Beschaffenheit ist das Ergebnis einer aussergewöhnlichen Gletschererosion, die das Tal eingeschnitten und die beiden steilen Abhänge geschaffen hat. Den Talboden nimmt in seiner ganzen Breite der Fluss ein, der sich zwischen dem Schwemmland, das auf überraschende Weise von einer üppigen spontanen Vegetation kolonisiert wird, immer neue Wege sucht. Die Landschaft, die daraus hervorgeht, ist zwar unproduktiv, aber von ausserordentlicher Faszination.

    Foroglio

    Ich nehme durch meine offenes Fenster die frische und noch sanfte Luft wahr, die grünen saftigen Wiesen und den Duft der Nadelbäume. Es sind bereits hohe Temperaturen an diesem Morgen. Nach meiner eindrücklichen Fahrtzeit komme ich in Foroglio an. Das ist mein erstes Ziel hier im Tal, bevor sich viele weitere Besucher einfinden. Diese Gegend ist nun einmal mit seinen charmanten kleinen Dörfern ein beachtlicher Anziehungspunkt und an dem wird es häufig eng.

    Foroglio. Das ist ein Dörfchen, so bekannt und in aller Munde, wie das Eis Motiv, was eine Zeit lang auf Instagram zahlreich gepostet wurde. Natürlich ist dieses zauberhafte Fleckchen Erde entsprechend stark frequentiert, wie Lavertezzo. Ich gehe als Erstes baden unter dem Wasserfall, der sich einige Meter hinter Steinfelsen erstreckt und dessen Rauschen aus der Entfernung zu vernehmen ist. Einladend ist es hier. Es ist noch ruhig genug, sich im Bikini rein zu stehlen ins kalte Nass und den Moment der Ruhe zu geniessen. Mein zweites erfrischendes Bad heute.

     

    PS: meine Kamera steht auch hier feslsenfest auf dem Gestein am Ufer und nimmt ein paar Serienbilder von mir auf.

    Es ist noch ruhig genug, sich im Bikini rein zu stehlen ins kalte Nass und den Moment der Ruhe zu empfangen. Mein zweites erfrischendes Bad heute.
    Dann treibt es mich auf die Schaukel. Weil sich dort schon einige Besucher tummeln, wurde ich aufmerksam. Ich bekomme sogar ein Foto von mir. Ein Foto auf der Schaukel an einem Fotohotspot mit dem wundervollen Namen Foroglio. Smartphones und Kameras werden ausgetauscht, nette Blicke, nette Besucher, die sich gegenseitig fotografieren, wenn sie allein sind und keinen haben, der dieses schöne Moment mit ihnen teilt. Dankeschön murmeln und ein Lächeln, gegenseitiges Tauschen der Schaukel. Jeder Erwachsene fühlt sich mal wie ein Kind. Und dazu der ewig rauschende Wasserfall von Foroglio. Schön hier. Und schon auf Instagram gepostet. Zu Hunderte tun dies in diesen Minuten.

    Wer möchte nicht an einem Ort sein, der in den sozialen Medien längst seinen Bekanntheitsgrad gesteigert hat und von dem entsprechend Neugier erweckende Fotoaufnahmen existieren. Immer unter Berücksichtigung aller Besucher, respektvoll mit der Natur bleiben und auch einmal zu Randzeiten gehen, sind Erleichterungen, um an ein tolles Fotomotiv zu kommen oder gar einfach nur zu geniessen und zu verweilen.

    Inzwischen ist der Badeort nicht mehr ganz so unbeobachtet, denn das Ufer ist rappelvoll geworden und viele Schaulustige und Badegäste finden sich ein.
    Das kleine Café ist voll besetzt mit Gästen. Ich bin sehr erfrischt und werde mit meinem Camper von Foroglio aus zurück kehren in Richtung Lago Maggiore. Ich laufe zurück über einen kleinen Umweg, damit ich einige schöne Fotomotive von Foroglio mitnehmen kann, wenn es schon mal nicht so überlaufen ist.

    Unterwegs treffe ich in der Tat auf zahlreiche Dörfer und Panoramen, die mich gefühlt jede gefahrene zehn Kilometer dazu bringen, aus meinem Auto auszusteigen und deren charmantes Ambiente zu geniessen. (Und noch dazu später heim zu kehren, als ursprünglich geplant.)
    Heute wird ein Gewitter aufziehen und ich möchte rechtzeitig den Campingplatz erreicht haben. Es ist jedoch wie immer, ich vergesse mich in Fotomotiven und dem Zauber der Landschaft.

    Auf meinem Rückweg, wie geplant, mache ich Halt an diversen Orten, die mir ins Auge fallen und hier und da kann ich so meine Bilderreihe über einen Teil des Maggiatals entstehen lassen.

    Avegno

     

    Ein nächster Halt in Aurigeno.

    Wunderschöne und auch beeindruckende Eingangsportale schmücken Kapellen und Kirchen. Ich konnte leider nicht hinein, es war verschlossen.

    Zahlreiche Häuser sind aus dem 17. und 18. Jahrhundert

    Diese kleine Kapelle hatte einen beachtlichen Friedhof. Ich habe noch nie vorher solche alten Gräber und Figuren gesehen, verhangen mit Efeu. Ein besondere Atmosphäre und ich hielt mich irgendwie nicht lang hier auf, mir war es etwas zu einsam. Und zudem war der hitzige heisse Wind drückend. Das nahende Gewitter spürte ich immer mehr. Auch hier wirkte die Umgebung und die Landschaft magisch.

    Cevio

    Ich erreiche Cevio. Es fällt mir direkt ins Auge. Am Himmel kann ich die ersten  Anzeichen für ein Gewitter erkennen und der Wind ist richtig heiss und ich könnte bereits erneut in die Verzasca springen. Mein Morgen ist schon längst wieder einige Stunden her. In Cevio habe ich ein Museum am Vorbeifahren erkennen können und es mir fest vorgenommen, einzukehren auf meinem Rückweg. Das tue ich nun. Ich gehe durch die hübsche Tür in das Museo di Valmaggia. Ich spreche den Museumsmitarbeiter an. Leider kann ich immer noch kein Italienisch sprechen, (Ich habe einmal auswendig gelernt, wie man ein Ticket bestellt an der Furnicolare in Locarno. Und das hat geklappt.)
    Er weist mich auf Englisch höflich in alle Wege und Räumlichkeiten des Museums ein und damit starte ich meine kleine Museumstour.

    Cevio ist eine politische Gemeinde im Schweizer Kanton Tessin und Hauptort des Kreises Rovana und des Bezirks Vallemaggia

    Ich mache viele Bildaufnahmen, da das kleine Museum so viel Geschichte übrig hat. Es ist so interessant und mir werden die Augen müde, so viel habe ich zu lesen, so vertieft bin ich in die Geschichten der Bergbevölkerung vom Tessin. Die Zeit bemerke ich nicht, das aufziehende Gewitter vergesse ich. Eindrücklich anhand umfangreichem Bildmaterial, Erzählungen, Materialien, Werkzeugen und Naturschönheiten wurde hier Bericht erstattet und der Besucher erhält einen umfangreichen Gesamteindruck.

    Das obere Stockwerk des Palazzo Franzoni wird der Geschichte der Bevölkerung des ganzen Maggiatals gewidmet. Ich kann den Besuch absolut empfehlen.

    Das 19. Jahrhundert war von schwerer Armut geprägt, durch welche die traditionellen, zeitweiligen Auswanderungen in europäische zu Auswanderungen nach Übersee, den australischen Goldminen und Kalifornien, wurden. Beeindruckend war die Verschiebung des demographischen Gleichgewichtes. In den Dörfern verblieben Alte, Kinder und Frauen, auf denen nun die Bestellung der Felder und Viehversorgung lastete. Das Leben im Tal ging seinen jahrhundertealtem Gang. bis der Fortschritt sich vorerst zögernd, dann aber ganz entschieden durchsetzte. (Museum Texttafeln, Juli 2022, Cevio)

    Die Kinder waren wie kleine Erwachsene angezogen, aber oft war ihre Kleidung aus Resten oder wiederverwendeten Stoffen zusammengenäht.

    Frauen waschen und bügeln –

    Eine mühevolle Arbeit, die meistens von den Frauen im Freien gemacht wurde und tagelang dauerte. Im Winter waren die Frauen der Kälte und dem schlechten Wetter ausgesetzt, im Sommer häuften sich daneben noch die vielen anderen Arbeiten des Hofbetriebs.

    Bis ins 15. Jahrhundert lassen sich die ersten Spuren der periodischen Auswanderung von den Alpentälern in de europäischen Zentren zurückverfolgen. Männer und Knaben verliessen ihre Dörfer, um in den Städten handwerkliche oder auch mühsame, schwere körperliche Arbeiten zu verrichten.

    Normalwerweise blieben die Männer nur einige Monate im Jahr im Dorf fern. Der Aufenthalt in der Fremde konnte sich aber auch über mehrere Jahre erstrecken. Die Valmaggesi übten einerseits niedere Arbeiten aus, die meistens bei den Städtern verpönt waren, als Baumeister und Händler gelangten sie andererseits aber oft zu Ruhm und Ehre. Beweise dafür sind zum Beispiel die Kirche von Chianvenna, die von Männern aus Cevio entworfen und gebaut wurde. Und der Erfolg der Handels – und Bankgeschäfte der Familie Pedrazzini aus Campo.

    (Texttafeln, Museum, Cevio, 2022)

    Frauen spinnen und weben –

    In allen Dörfern wurde Hanf angebaut und Schafe gezüchtet. Die Kleidung wurde fast ausschliesslich aus selbstgewobenem Stoff hergestellt. In allen Dörfern wurde gewebt, obwohl nicht jede Familie einen Webstuhl besass.

    Auf diesem Bild kann man lesen über Findelkinder. Eine bewegende Geschichte.

    Frauen heilen –

    Mit vielen Verspätungen, Übertretungen und Nichtbefolgung wurden im 19. Jahrhundert die Gesetze des Gesundheitswesen auch in den entlegenen Tälern eingeführt.

    Seit Jahrhunderten betreibt die Bergbevölkerung Landwirtschaft und Viehzucht. Flaches Land wer selten, deshalb terrassierte man die Hügel oder brachte, wie im Bavonatal, Erde auf grosse Findlinge, um kleine Gemüsegärten anzulegen.

    Zum Museum gehört auch eine Gartenanlage und die Grotti in der Bergrutschzone von Cevio Vecchio lassen sich entdecken.

    Als Abschluss meiner Museumstour im Museum von Cevio stehe ich vor eben solch einer Grotte ganz allein. Es zieht ein heftiger Windstoss auf, regelrechte Hitzewellen strömen auf mich ein. Plötzlich vermischt sich alles mit dem italienischen Flair, mit den eben erlebten Geschichten der Vorfahren vom Maggiatal, der Einsamkeit, der Entbehrlichkeiten und der wunderschönen Natur hier. Plötzlich fängt es an, stark zu winden und der Himmel über mir verspricht Gewitter. Hitze und pralle Sonne wechseln rasant zu unwetterartigen Böen. Tiefgrau ziehen die ersten Wolken auf mich zu. Andere Besucher kehren von den Grotten zurück. Wo diese zwei Damen denn plötzlich herkommen, frage ich mich. Ich sah bisher nicht einen Besucher hier und besuche so allein nicht jede Grotte, weil es unbehaglich wird, was nicht zuletzt dem herannahendem Unwetter geschuldet ist. Ich verziehe mich ebenfalls lieber, so schnell ich kann, ins Auto. Ich fühle mich etwas einsam und mir kam die entbehrungsreiche Zeit der armen und in Hungersnot lebenden Bergbevölkerung nochmals in den Kopf. Wie das wohl bei solch einem Wetter oder in kalten Wintern gewesen sein musste. Cevio bleibt noch lang in meinen Gedanken und Gefühlen. Es ist auch ein Ort mit einem gewissen Charme. Meine Rückreise war dadurch mit ganz anderen Facetten begleitet. Ich fühlte mich regelrecht vereinnahmt und gleichzeitig verzaubert von dem Tal und den um mich herum in die Höhe ragenden riesigen Nadelbäumen.
    Maggiatal – ein beeindruckendes Naturerlebnis, mit einem wunderbaren Charme, Flair und Duft.

    Und weshalb bin ich dem Zauber erlegen? Ich bin längst gefangen vom magischen Antlitz des Tessin mit seinen fantastischen Sehenswürdigkeiten, von denen ich hier sicher noch einige Male berichten werde. Während ich hier niederschreibe von meiner Reise, fühle ich mich in den Sommer 2022 ins Maggiatal zurück versetzt und spüre Duft, Wasser, sanften Wind und die harte Vergangenheit der Bergbewohner und ihre Verbundenheit mit der Natur, als sei ich gestern von dort zurück gekehrt.

    Und für die Leser, die Interesse haben, tiefer einzutauchen in die Geschichte und das Leben in Vallemaggia, kaufen sich das Buch „Nicht Anfang und nicht Ende“ von Plinio Martini.

     

    „A revair“

    Ihre Anja Poeschke von Stil & Foto

    Potsdam – Besuch auf der königlichen Sommerresidenz

    Potsdam – Besuch auf der königlichen Sommerresidenz

    Das Schloss Babelsberg besuchte ich schon einmal nachdem es neu restauriert worden ist. Schon da begeisterte ich mich für das beeindruckend schöne Schloss aus gelbem Backstein. Ich nehme sie mit auf meine Fotoreise aus 2021. An einem leicht regnerischen Dienstagnachmittag im September entschied ich mich für den Park Babelsberg. Das Schloss war wenig besucht und so konnte ich aus zahlreichen Blickwinkeln und Sichtachsen einige schöne Fotomotive machen.

    Ich treffe auf dem Weg zum Schloss zwei Parkbesucher, die sich fotografieren lassen möchten. Ich sähe so professionell aus mit meiner Kamera, meinten Sie und fragten mich, ob ich hier bin für einen Auftrag. Ich hätte mich sicherlich sehr gefreut über ein Portraitshooting. Aber ich anworte, ich bin heute frei und Spaziergänger in der alten Heimat, aber sonst Fotografin aus der Schweiz. Einer von Ihnen berichtet, er habe einst in Amerika gelebt als Kind und weiss, wie Heimweh ist. Sie seien Freunde, die sich hier in Potsdam regelmässig treffen um sich auszutauschen. Ich mache ein Portrait von Ihnen. Wir wünschen uns einen guten Weg und gehen in entgegen gesetzte Richtungen.

    Wundervolles Panorama

    Das Dampfmaschinenhaus, an dem ich eben noch die zwei Parkbesucher getroffen habe, steht perfekt in der Sichtachse, dass ich mich einfach mittig stelle und das schöne Panorama betrachten kann. Dieses wunderschöne rote Gewölbe über mir in diesem Pavillon. Diese schönen gelben sandfarbenen Bögen im Gotikstil…Jetzt würde ich gern hier eine laue Sommernacht verbringen, wie herrlich muss das sein. Oder ein Gemälde zeichnen mit eben diesen bunten schönen Farben des Schlosses und all den Blumen, die hier immer noch im September so schön blühen.

    Die Parkanlage in Babelsberg ist sehr weitläufig und ich bin das vor Jahren auch gern regelmässig abgelaufen. Heute flaniere ich nur am Schloss entlang und fühle mich bereits jetzt schon wie in einem Märchen. Herrlich ist es hier. Die vielen kleinen Bäume, die um und am Schloss stehen und es reichlich verzieren. Sie lassen das Bild einmalig liebevoll erscheinen. Ein grosser goldiger Blumenkorb schmückt den seitlichen Hof. Passend dazu, man blickt auf die Havel und die Glienicker Brücke, steht ein halbhohes verziertes Mauerwerk als Zaun. Dieses filigran wirkende Muster der Mauer reiht sich in die farbige Pracht und die Formen ein. Die Beete sind passend angelegt und die Pflastersteine geben den letzten Schliff.

    Seit 2016 erstrahlen die Fassade des Schlosses und die Terrassenanlagen nach umfänglicher Sanierung wieder in altem Glanz. Die fünf das Schloss umgebenden Terrassen sollen – nach dem Bekunden des Gartenarchitekten Hermann Fürst von Pückler-Muskau – wie „Schlossräume unter freiem Himmel“ wirken. Erstmals seit gut 100 Jahren sind auch die Wasserspiele rund um das Schloss von April bis Oktober wieder erlebbar.

     

    Internet 3.12.21 https://www.spsg.de/schloesser-gaerten/objekt/schloss-babelsberg/

    Das Schloss

    Schloss Babelsberg wurde im neugotischen Stil erbaut, wobei vor allem englische Vorbilder, der sogenannte Tudor-Stil, großen Einfluss hatten. Nach dem Tode Schinkels wurde das Schloss von Johann Heinrich Strack und Ludwig Persius erweitert. Die Verbindung zwischen dem ursprünglichen Bau mit den Privatgemächern von Königin Auguste und Prinz Wilhelm und den Anbauten mit dem hallenartigen Speisesaal und den Zimmern ihrer Kinder bildet ein zweistöckiger, achteckiger Tanzsaal mit einem Sternenhimmel. Im Zuge der Umbauarbeiten bekam das ursprünglich eher in klaren Formen gehaltene Schloss seine verspielten Details wie Zinnen, Erker und Spitzbögen dazu. Auch die Innenausstattung der Räume ist im neugotischen Stil gehalten. Teilweise ist sie noch im Original erhalten.

     

    Internet 3. 12. 2021 http://www.potsdam-park-sanssouci.de/schloss-babelsberg.html

    Zauber der Gärten

    Es eröffnet sich mir ein Traum von einem Garten im Innenbereich der Schlossanlage. Sozusagen umarmt das Schloss dieses Stück Gartenanlage. Inmitten dessen sprudelt munter ein Springbrunnen. Ebenso reich verziert wie die Blumenbeete. Der Regenguss von heute Morgen macht aus allen Pflanzen eine satte Farbenpracht.

    Eindrückliche zeigt sich das Schloss Babelsberg mir. Es erinnert mich an Harry Potters Geschichte. Die langen Geländer lenken meinen Blick Richtung Schloss. Ich habe es deshalb aus dieser Perspektive fotografiert. Bodenlange Fenster laden ein. Ich würde gern einkehren. Ich schaue durch das Fensterglas. Roter Wein rankt links von mir entlang der Mauern. Wunderschöner gelber Backstein. Wirklich eine Kulisse!

    Ich flaniere weiter und laufe einmal um das Schloss herum. Auch hier entdecke ich noch einige Schönheiten für attraktive Fotomotive. Es regnet etwas und manchmal kommt auch die Sonne hervor. Das gibt ein besonders schönes Licht für meine Fotoaufnahmen.

    Auf der Rückseite des Schlosses Babelsberg wurde oberhalb der sogenannten Voltaire-Terrasse die Replik eines Denkmals aufgestellt, das an die im Badischen Aufstand 1848 gefallenen preußischen Soldaten erinnert.

    Nach dem geschichtlichem Ausflug geniesse ich noch das Plätschern des im gotischen Stils gestalteten Brunnens, der sich an einem imposanten Treppenaufgang fast versteckt. Der zarte Regen lässt nach. Die wunderschönen sandfarbenen gelblichen Figuren, ebenso das Schloss, geben ein wundervolles und kontrastreiches Bild mit den sattgrünen Bäumchen, die in Reih und Glied in der kleinen Allee stehen. Nun steige ich die Treppen wieder abwärts und somit neigt sich mein märchenhafter Rundgang für heute dem Ende.

    Mit diesem märchenhaften Motiv verabschiede ich mich. Ich wünsche Ihnen eine gute Reise oder einen mindestens genaus so schönen Kurzausflug das nächste Mal. Schön, dass sie an meinem Erlebnis teilgenommen haben.

    Ihre Anja Poeschke von Stil & Foto