Ich bin mal wieder allein auf Reisen und im Tessin. Für Sie habe ich heute meine Bildersammlung aus 2021 und aus 2022 heraus gesucht. Ich besuchte im Sommer 2021 diesen einzigartigen Ort und ich war nochmals im Jahr 2022, dann allein, hier. Heute berichte ich Ihnen von meiner zweiten Reise und wie sie mich ein weiteres Mal berührte.

Es ist Sommer 2022 und ich warte sehnsüchtig auf die charmante Schrägbahn – die Funiculare Madonna del Sasso.
Ich erinnere mich währenddessen an das erste Mal, als wir hier standen und nicht ahnten, was uns oben erwartet.

Es ist heiss, mein Kleid flattert in der erfrischenden kurzen Brise. Ach ja das Kleid.

Nun, es ist gar nicht mal so hübsch, wenn ich mit Jeansshorts und einem weiten Tshirt am berühmtesten Wallfahrtsort der italienischen Schweiz auftauche.
Ich gehe vor der Auffahrt also in ein Bekleidungsgeschäft und probiere ein Kleid an, was dem, meiner Meinung nach, aktuellen italienischen Chic nahe kommt. Elegant, weiblich, zurückhaltend, knielang. Ich bin zufrieden.
Die sportlichen Kleider finden in meinem Fotorucksack Platz, der jetzt so gar nicht mehr zum Outfit passt. Und jetzt flaniere ich angenehm gekleidet mit meinem Fotorucksack die Locarner Gassen entlang zur Funiculare.
Meinen fehlenden Italienischkenntnissen werde ich jetzt etwas auf die Sprünge helfen und gebe auf meinem Smartphone in den Übersetzer ein, was ich gleich sagen möchte, um an der Kasse ein Ticket zu bestellen. Da ich allein bin, kann ich mich voll und ganz einlassen auf das ungestörte auswendig Lernen dieses einen Satzes.

 

„Buona giornata. Un biglietto di andata e ritorno per Orselina, per favore.„

Ich stehe an der Kasse der Funiculare, die mich nach Orselina bringt. Wieder einmal ist meine Vorfreude gross, mit ihr zu fahren.

EMPFEHLUNG: Italienisch lernen. Nein, nicht wirklich nötig, aber nice to have. Machen Sie vor der Auffahrt nach Madonna del Sasso etwas Erfrischendes oder gehen etwas essen in den charmanten Restaurants. Abgerundet mit einer schönen Runde durch Locarno, gehen Sie ein leckeres Eis essen und schauen Sie unbedingt den See an.

Man kann übrigens ab der Wallfahrtskirche Madonna del Sasso mit der Gondel eins höher fahren auf den Hausberg von Locarno Cardada und noch höher bis Cimetta. Von hier oben können Sie auch die Dufour Spitze im Monte Rosa Massiv sehen.

Die Auffahrt

EMPFEHLUNG: Sie werden die Wartezeit auf die Schrägbahn geniessen. Laufen Sie auch die Wanderpfade ab. Wenn es Ihnen zu mühsam ist, nach oben zu wandern, nehmen Sie sich einfach vor, den Weg abwärts für eine Wanderung auf den Pfaden. Und Sie haben stets die kleine Bahn im Blick. Zwischen den Palmen und den Schatten gebenden Bäumen bei sommerlichen Temperaturen herunter zu laufen von diesem wunderbaren Ort, ist ein Erlebnis.

Ich erinnere mich an meine Kindheit, als die Bahn auf uns wartenden Fahrgäste zukommt. Quietschen, ein Bimmeln, ein Blick hoch hinaus zu den echt schrägen Schienen, eine Kurve, hinter die man von hier unten nicht spähen kann, links Palmen, dichte und interessante Bäume und Pflanzen, grünes Dickicht, ein Plätschern eines Baches, geheimnisvolle angelegte Gärten und Grotten. Ja, ich fühle mich in etwa so, wie ich als Kind vor Tropfsteinhöhlen stand in Thüringen oder wir mit einer alten Bahn gefahren sind, wenn wir einen Ausflug mit der Familie in die Berge gemacht haben. Alles hatte sein mystisches und geheimnisvolles Antlitz.

Machen Sie hier schon Ihre ersten Fotomotive. Und ich bereite Sie nun auf ein ultimativ schönes Postkarten Panorama vor.

Nun genug der Tagträumerei. Das Ticket für die Auffahrt, das halte ich gerade in den Händen und suche mir einen Sitzplatz am Fenster. Mein Italienisch, was ich vom Übersetzer schnell noch auswendig gelernt habe, wurde verstanden. Fahrgäste sind nun zahlreich hinzugestiegen in letzter Minute. Ein junger Mann steht auf und bietet mir einen Sitzplatz an. Oh, das schmeichelt mir. Da ich noch nicht wie eine alte Dame aussehe, schiebe ich die freundliche Geste mal auf das Kleid. Immerhin, ich komme nun in den vollen Genuss. Dankeschön nochmals an den Gentleman.

Ich habe Lust auf einen Espresso, als ich hier oben ankomme. Mir rennt die Wallfahrtskirche nicht davon und noch verteilt sich der Besucherandrang zu dieser frühen Tageszeit. Man bekommt auch direkt einen Espresso in einem kleinen Geschäft mit kleinen Andenken und Postkarten. Glacè gibt es auch. Ach, Gelato natürlich. Oh je, das Eis hier ist ein Traum. Sie müssen eins nehmen, egal wo sie sind im Tessin.

Während der Auffahrt schwitze ich mich so zurecht, denn es ist eng in dieser kleinen Bahn. Auch wenn die Fensterchen angeklappt sind, wird es echt stickig im blauen Waggon mit den kleinen Fenstern.
Es quietscht und schon fährt sie um die kleine Kurve und dann wieder weiter hoch hinaus. Man meint, sie hat ganz schön hoch zu schleppen, die kleine Schrägbahn. Ein Kraftpaket ist es schon. Aber ein romantisches. Wirklich.
Links von mir dieses frische grüne Waldstück mit den Pfaden und den geheimnisvollen Gärten. Palmen, Blüten, blauer Himmel, ich spiegle mich in der Scheibe, meine Hände schwitzen. Und meine Beine muss ich ganz schön einziehen. Neben und vor mir aneinander gedrängt zahlreiche Mitfahrer. Ich bin froh über den Sitzplatz. Wir begegnen der anderen Bahn, die herunter fährt.
Nun eine Durchsage auf Italienisch und Deutsch. Einige Fahrgäste stehen schon ungeduldig an der Tür. Manche stehen auf, manche packen ihre Rücksäcke. Knackende Wasserflaschen aus PET, Kinder, die quengeln und endlich aus dem Waggon wollen, kleine Babies in Tragtüchern, Väter, die einen zusammen geklappten Sportbuggy halten und an der anderen Hand ein Kind, Herrschaften mit Wanderstöcken, Hunde an der Leine, die brav abwarten, auszusteigen und Gassi gehen zu dürfen. Ich zupfe nun auch mein Kleid zurecht und setze meine Sonnenbrille auf.  Wenn die Kameraausrüstung nur nicht so schwer wäre. Jeder Fotograf wird mich verstehen.

 

Und nun heisst es, einfach mit der Menschengruppe zügig aus der kleinen Haltestation raus laufen. Hinter einem mit kleinen Plastikblumen geschmückten Geländer wartet die Bahn auf die Gäste, die runter fahren möchten. Davon gibt es um diese Uhrzeit in der Tat schon einige.

 

Und auf gehts!

Ihr Ausblick

Ich erblicke das selbe wundervolle Bild, das mir in Erinnerung geblieben ist aus meinem ersten Sommer. Eine regelrechte Augenweide, wenn der Besucher von hier aus direkt den ersten Ausblick geniesst und stehen bleibt. Und ich weiss, dass es immer schöner wird.

2021

Das ist der Ausblick, den Sie bekommen, wenn Sie vor der Wallfahrtskirche abbiegen zunächst in Richtung Strasse, etwas entlang des Weges eröffnen sich Aussichtspunkte, von wo aus Sie den heiligen Berg der Madonna del Sasso Orselina betrachten dürfen. Und zwar ungehindert und geschmückt wie eine Postkarte mit dem umliegenden Grün und dem Bergpanorama im Hintergrund. Der Lago Maggiore reiht sich ein mit seiner wunderbar zarten hellblau schimmernden Wasseroberfläche. Ein Traum. Ich bin begeistert, wie Sie sehen!

Das ist eines meiner Favoriten von den Fotoaufnahmen um die Wallfahrtskirche.  Diese schönen Pflanzen vor dem Panorama – einfach wow.

EMPFEHLUNG: Dies ist mein Foto Tipp – ungestört den Ausblick zu geniessen und das ein oder andere Bild aufzunehmen, denn hier können Sie mit etwas Abstand die Landschaft geniessen und sich einen fantastischen Überblick verschaffen, bevor Sie zur Wallfahrtskirche hinauf steigen.

Und dann ist es endlich soweit und ich begebe mich auf den kurzen Fussmarsch zur Wallfahrtskirche Madonna del Sasso. Und es ist wie das erste Mal vor einem Jahr, ich bin begeistert von dem Ausblick und dem Anblick. Das Panorama wird übrigens heute wieder einmal durch ein strahlendes Sommerwetter untermalt. Ich bin direkt verliebt, wie an meinem ersten Besuch. Ich verspreche Ihnen, Sie wollen hier oben bleiben. Es ist eine fantastische Kulisse.
Es ist lieblich, es strahlt Ruhe und Besinnung aus, es ist sommerlich und faszinierend schön. Und sie schauen andauernd nach unten auf den Lago Maggiore. Fangen wie erst gar nicht an, von diesem See zu schwärmen. Da fahren winzig kleine weisse Boote, Segelschiffe und Fähren hin und her. Man kann ihn lang verfolgen, denn der Blick von hier oben ist weit.
Romatik pur.
Versprochen!

Der Ausblick vom Rundweg gegenüber der Kirche.

Ich befinde mich auf 370 Metern Höhe in der Gemeinde Orselina.
Ich habe nun einen Überblick über die Kirche, den Felsen, den Lago Maggiore und vieles mehr.
Auf den Pfaden in den Gärten taucht hier und da ein Wanderer auf.
Die Bahn fährt unentwegt und man hört Ihr Klingeln von fast überall hier oben.
Wenn es hier oben so still bleibt, denke ich, wird das heute mein Tag. Ich mache auch schon die ersten Fotoaufnahmen, da noch wenige Besucher mein Bild durchqueren.
Eine kleine leichte Brise weht und ich vernehme den Duft des Sommers. Unter mir der Lago Maggiore, was will ich mehr.

Heute bin ich keine Superheldin im Alltagslook, sondern eine italienische Dame. Und daher mache ich einige Aufnahmen von mir im neuen Kleid vor dem wunderschönen Gebäude, als ich mich ungestört fühle.

EMPFEHLUNG: Machen Sie eine frühe Auffahrt, machen Sie diese wundervollen ungeteilten Panoramabilder, auch von sich selber. Sie werden diese Momente nicht vergessen.

Die Kirche. Sie steht vor dem blauen Himmel wie ein perfektes Gemälde. Ich mag die Farben, die hervorstechen vor dem stahlblauen Himmel.

Der Wallfahrtsort Madonna del Sasso, der 1487 vom Franziskanermönch Frá Bartolomeo Piatti von Ivrea gegründet wurde, nachdem ihm 1480 an dieser Stelle am Vorabend von Mariä Himmelfahrt auf wundersame Weise die Muttergottes erschienen war. Es ist einer der wichtigsten historischen und religiösen Orte des Tessins, der sich durch Kunstwerke von grossem Wert auszeichnet, wie die Statue der Madonna del Sasso (Holzskulptur), das Altarbild Flucht nach Ägypten von Bramantino und der Transport Christi zum Grab von Ciseri.

(Internet Juli 2024, https://www.ascona-locarno.com/de/aktualitat/geschichten/der-sacro-monte-madonna-del-sasso)

 

Anlass für den Bau einer Kirche war eine Marienerscheinung. Nach der Überlieferung erschien 1480 dem Franziskanermönch Bartolomäus Piatti aus Ivrea die Madonna mit dem Kind auf dem Hügel, dem heutigen Sacro Monte. Bereits kurze Zeit später wurde mit dem Bau der Kirche Santa Maria Annunciata am Fuße des Felsen begonnen, die 1502 geweiht wurde. 1616 wurde auf dem Hügel eine zweite Kirche, die heutige Wallfahrtskirche Madonna del Sasso, geweiht.

 

(Internet Juli 2024, https://www.alpen-guide.de/reisefuehrer/poi/madonna-del-sasso-locarno)

Mit etwas Glück stehen Sie hier an dem Ort auch allein und können den Blick und ein wenig Schatten geniessen.

Kleiner Rundgang

 

EMPFEHLUNG: Sie können hier noch sehr viel besichtigen. In der Kirche ist dauerhaft Zutritt und natürlich ist es innen absolut sehenswert. Geniessen Sie auch die Innenhöfe und laufen Sie unbedingt um den Felsen herum. Es kommt noch ein kleines Cafe, von wo aus Sie den Ausblick inklusive Espresso geniessen können unter Schatten gebenden Sonnenschirmen und wenn ein Platz frei ist.

Der Sacro Monte

Die Wallfahrtsstätte besteht aus verschiedenen Elementen, die sich im Laufe der Zeit entwickelt und verändert haben. Die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt, Madonna del Sasso genannt, und das Kloster mit einem kleinen Museum stehen auf einem spektakulären Felssporn, zu dem zwei Wege hinaufführen. An der Talstrasse liegen die Kirche Mariä Verkündigung und mehrere mit Skulpturengruppen und Wandgemälden geschmückte Kapellen. Von der Kirche Mariä Verkündigung führt die Via Crucis mit ihren von gusseisernen Basreliefs geschmückten Kreuzwegkapellen zur Madonna del Sasso hinauf

(Internet Juli 2024, https://www.madonnadelsasso.org/de/madonnadelsasso/museo.html)

Geniessen Sie Ihren Urlaub im Tessin. Herzlichst, Anja Poeschke von Stil & Foto