Dieser Ort ist verwunschen. Warum das so ist, erfahren Sie in diesem Beitrag. Es ist Dienstag an einem späten September Nachmittag. Ich lege eine Strecke zurück, die einmal vom Neuen Palais beginnend durch Sanssouci führt. Eine Kutsche? Habe ich nicht. Aber zwei Füsse, die mich tragen wollen und meine geliebte Kamera.
Auf meiner Favoriten Liste stehen die Neptungrotte und das Paradiesgärtchen. Da war doch noch etwas von einem Drachenhaus? Aber das habe ich kürzlich bereits entdeckt. Und ich wusste, da gibt es noch eine Perle im Park Sanssouci. Ich erinnerte mich an das andere Haus mit den goldigen Figuren, dem Prunk, dem alten China.
Und ich bin bereits an zahlreichen Orten heute gewesen und laufe schon wieder Richtung Neues Palais. Eine leichte Brise kommt auf, es wird plötzlich still. Eine einzige Menschentraube kommt mir entgegen und sie lachen. Ich lächle mit Ihnen, sie grüssen. Und dann, dann wird es hell. Es strahlt goldig.
Das Chinesische Haus steht vor mir, unerwartet. Ein älteres Ehepaar mit einem kleinen Kind verlässt den Platz. Ich habe das Gefühl, ich soll hier allein sein. Also geniesse ich den Moment und nehme mit der Kamera auf, was geht, behutsam, achtsam, fasziniert wie ein kleines Kind.
Und so begann das Märchen.
Es war einmal




Wie in einem Märchen stehe ich vor einem ,Gartenpavillon der besonderen Art und bewundere das golden schimmernde Werk. Es scheint, als schauen die zahlreichen chinesischen Skulpturen heimlich mit ihren Augen einem hinterher. Ich fühle mich in meine Kindheit versetzt, als ich immerzu davor stand und selbiges Gefühl kam heute wieder auf. Als ob ich in einem Film bin, in dem dieser Ort die Hauptrolle spielt und mich in seinen Bann zieht. Die Augen der chinesischen Frauen und Männer machen auf mich enen lebendigen Eindruck. Sie tanzen ihren Reigen und ich bin inmitten dieses Schauspiels angekommen. Wie damals als ich ein kleines Mädchen war. Natürlich ist das heute noch immer so, auch wenn ich erwachsen bin.
Und ich treffe auf einen Besucher, Mitte 50, der scheinbar genau so empfindet. Er flüstert Schönes über diesen Ort zu seiner Frau und schaut wie ich, erfürchtig und gebannt hoch hinauf, entlang und rundherum. Er fotografiert seine Frau vor dem schönen Baum in der Nähe. Man möchte diesen zauberhaften Gartenpavillon, so rund wie es da steht, immer zu umlaufen und nicht fort gehen, in der Hoffnung, er erzählt mir alle seine verborgenen Geheimnisse und Geschichten. Es zieht mich auch immer wieder hinein in das Innere, aber leider darf man nicht mal unter das Dach. Das ist auch gut so, denn so ein einzigartiges Objekt ist schützenswert.

Der sitzende Mandarin auf der Kuppel des Hauses

An sich ist der Tanz der unmittelbare Ausdruck des erhöhten Lebensgefühls in der anmutigen Bewegung des Leibes, welche die Grazie ist.
– Heinrich Moritz Chalybäus –

Es gibt 26.000 Bäume im Park Sanssouci

Türchen öffne dich..

Das Märchen gefällt meinen Augen und meiner Seele. Der Anblick des Aussen ist schon eindrücklich. Ich hätte natürlich schon gern einen Blick ins Innere gewagt und wäre in diese Welt noch tiefer eingetaucht.. Menschen, die im reich verzierten Raum sitzen an kleinen Tischen, auf goldig und fein verzierten Stühlen, trinken Tee und essen eine Süssigkeit. Musik wird gespielt…Es duftet nach Orange und Ananas. Sonne strahlt durch die grossen Fenster.
Ich lese ein wenig über das Chinesische Haus und finde wenige, jedoch schöne Informationen. Es ist jedenfalls einer der beliebtesten Orte, den die Besucher des Parks aufsuchen. Das ist schonmal klar. Was gibt es noch Besonderes von diesem Ort zu berichten?
Der malerische Gartenpavillon gehört zu den Top Favoriten für die Gäste des traumhaften Park Sanssoucis. Die Bauzeit betrug 9 Jahre. Nach Skizzen von Friedrich dem Grossen erschuf der Baumeister Johann Gottfried Büring dieses Gebäude.
Das chinesische Teehaus besitzt den Grundriss eines Kleeblatts und beeindruckt mit seinen famosen Malerein. Ein genauer Blick auf das Objekt und die intensive Betrachtung dieser Skulpturen und Bilder lohnt sich allemal. Nehmen Sie sich unbedingt Zeit um zu geniessen!

Musiziert! Spielt!


Das Figurenensemble der essenden, trinkenden und musizierenden Chinesen ist einfach so lebendig für mich. Wieder und wieder laufe ich um das kleeblattförmige Gebäude herum und suche die Gesichter, die Blicke, finde mich in ihrem Gelächter und ihrem Tanz wieder. Musikanten lassen zarte Klänge aus fernöstlichen Ländern ertönen.


Fast bodentiefe Fenster und Fenstertüren geben dem Gartenpavillon nicht zuletzt durch ihre rundbogige Form seinen Charme und lassen ganz sicher viel Licht ins Innere.


Das Sonnenlicht sorgte für herbstliche Stimmung –
romantisch und farblich der Hit!

Der Tanz ist die Wiege des Kusses.
– Carl Ludwig Schleich –


…und so küssten sie sich und lebten bis zum Ende ihrer Tage. Sie lebten zufrieden in ihrem zauberhaften Garten und feierten Feste bis tief in die Nacht und durch den Sommer hindurch. Speisten Früchte aus fernen Ländern und genossen die zarten Klänge der Musikanten, hockend auf dem reich verzierten Boden unter dem Dach des Gartenpavillons.
Text, Idee und Fotoaufnahmen Anja Poeschke, 10. Oktober 2021, Zürich

Nun sind wir am Ende des ersten Märchens angekommen. Und was ist es nun, was mich an diesem Ort berührt und die märchenhaften Bildaufnahmen beschert? Nun, ich kenne das Chinesische Haus schon viele Jahre seit meiner Kindheit. Und immer wieder sobald ich davor stehen bleibe, machen die goldigen stolzen Figuren, die wie Puppen wirken, den Eindruck auf mich, als werden Sie lebendig, sobald der letzte Besucher das Gelände verlässt. Ich fühle mich in die geheimnissvolle Welt des Jim Knopf versetzt, der nach Mandala reiste. Ein altes China.

Und es trug sich zu…
..dass ich an diesem Dienstagabend mit einer Kamera voller wunderbarer Aufnahmen heim ging. Ich spüre den Herbst und aber auch den Spätsommer mit seinem schönen Licht. Und ich lese darüber, wie das Innere des Pavillons aussieht. Nun habe ich Lust auf eine Tasse Tee und lausche den Musikern, die dieses Haus schmücken. Schmecke die Ananas, die eine der Figuren in ihren Händen trägt und schmunzle über Jim Knopfs Reise zu seiner Lisi nach Mandala.
Und nun wünsche ich Ihnen eine gute Reise und immer gut Licht! Ihre Anja Poeschke von Stil & Foto
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