Das Maggiatal

Im Sommer 2022 führt es mich mal wieder mit dem Camper ins Tessin. Dieses Mal fahre ich ins Maggiatal. Nach diversen charmanten Bootsfahrten, einer famosen Zugfahrt nach Lugano und einer unzwischen zweiten Wanderung zu Madonna del Sasso, gehört das Tessin inzwischen zu meinen persönlichen Favoriten.

Ich gebe mir Mühe, dieses Stückchen wundervolle Erde in meinem Beitrag so zu beschreiben, dass Sie begeistert ins Auto steigen wollen, um es selbst zu erleben und das Land zu erkunden – ein wunderbar geschichtsträchtiges und landschaftlich beeindruckendes Stück Land.

Da dieses Jahr 2024 durch die Hochwasserproblematik das Tessin schwer getroffen ist und Dörfer abgeschnitten sind, ist es mir ein besonderes Anliegen, über meinen Besuch vor zwei Jahren im Maggiatal zu berichten. Und ich hoffe, dass Sie einen Sommer dort verbringen können und ihn so geniessen, wie ich hier beschreiben möchte.

Es ist Mitte Juli und der Sommer einfach traumhaft. Ich bin heute morgen recht früh aufgestanden, habe ein gemütliches Frühstück eingenommen und meinen Campingplatz parat gemacht. Dann habe ich meinen Camper vom Platz bewegt. Nur nicht Andere wecken. Ich wollte einer der ersten Besucher sein, denn bekanntermassen werden die Ortschaften, die auch Instagram Hotspots sind, stark frequentiert.

Lavertezzo ist deswegen mein erstes Ziel, weil ich eine echte Erfrischung benötige. Und diese holt man sich am besten in der Verzasca. Schon einmal hier gewesen, wusste ich, wohin es mich treibt und ich habe auch rasch eine Parknische gefunden. Darüber kann man in dieser Gegend echt dankbar sein. Lavertezzo wird rasant voll von Gästen.
Heutemorgen ist es leer, kaum ein Besucher ist hier. Später auf der Rückfahrt wird das schon nicht mehr so sein.

Das Maggiatal 2022

Im Maggiatal erwartet mich eine wunderbare Kulisse. Man mag eine Weile davor stehen bleiben und sich auf die Vergangenheit einlassen. Die Landschaft ist nicht zugebaut und so hat man hier einen schönen Blick in die Wälder mit den starken Felsen.

Ich besuche ein beeindruckendes kleines Museum über die entbehrungsreiche Zeit der Tessiner. Die Maggiatal Bewohner hatten es wirklich nicht leicht. Das Leben so zu bewältigen, das ist eine schwere Last. Aber Leben gab es hier und es wurde daraus anscheinend gemacht, was möglich war.

Ich bin gespannt, auf das was da noch kommt und in welche Geschichte ich eintauchen darf.

Bevor ich heute in die Geschichte der Tessiner eintauche, passiere ich  Lavertezzo. Schön anzusehen, dieses Kleinod. Aber nicht weniger beachtlich sind alle anderen Dörfer, die sich an dem Bergpanorama schmiegen und jedes für sich Werbung zu machen scheint. Schnell suche ich mir einen Parkplatz, denn diese sind an solch einem Hotspot begehrt und schnell belegt. Schlangen vor dem Ticketautomaten, kleine Staus, Ordnungshüter weisen ein. Ich erlebte das Spektakel schon einmal. Ein Besucherstrom wird hier aber sehr gut organisiert.

Übrigens erwähne ich gern, dass man unbedingt eine Wanderung machen sollte entlang der Verzasca. Denn während dieser Wanderung tun sich mehrfach Badestellen auf, an denen man teils allein sein kann.

Es ist sehr früher Morgen und die Sonne strahlt mit ihrer ganzen Kraft, was bei 7 Grad Wassertemperatur nicht gerade unangenehm ist.
Ich finde, es gibt nichts Erfrischenderes, als an der Ponte dei Salti zu baden. Ich habe hier einige Sommer verbracht und immer ist es ein Genuss, da unter der Brücke aus dem 17.Jahrhundert und auch auf den beeindruckenden Felsen zu verweilen. Das Gestein ist ästhetisch und reiht sich ein in ein nahezu perfektes Bild der Natur. Doch Vorsicht, die Kälte ist nicht zu unterschätzen, man sollte langsam ins Wasser steigen und nicht gerade unvorbereitet von der Brücke springen. Das türkisblaue glasklare Wasser schimmert und schlängelt sich wie eine Mäander zwischen das weissgraue Gestein.

Eine wunderschöne Natur, die wir schätzen müssen und bewahren sollten. Das tut man auch hier. Es sind entsprechend Hinweisschilder aufgestellt und auch sollte man die häufig offenen Gärten der Anwohner nicht betreten und die hübschen Gassen der Dörfer mit Abstand und Diskretion betrachten.

Die Verzasca – ein fantastischer Fluss. Und ein wunderbarer Wanderweg umsäumt sie. Ein Tipp, wenn man etwas ruhigere Orte und Ufer zum Schwimmen sucht, macht man am besten eine Wanderung.

Ich freue mich auf das kalte Wasser.

Hier und da liegen erste sonnenhungrige Badegäste auf den wärmenden Felsen, die glatt sind, wie geschliffen. Nicht Jedermann wagt sich in das kalte Wasser. Ich nehme jetzt endlich mein echt erfrischendes morgendliches Bad in der Verzasca. Ich atme tief ein, tief aus, brauche einen Moment, lasse das glitzernde Nass an meiner Haut entlang rinnen, tauche langsam komplett ein und spüre das glatte Gestein unter meinen Füssen. Mein Atem ist nicht gerade gelassen und tief, ich ringe etwas nach Luft, denn es ist ein unglaubliches, erfrischendes Abenteuer, in diesen klirrend kalten Fluss einzutauchen. Ich werde von der Kälte des Wassers nicht verschont und fühle mich fast erfroren. Überall unter mir tiefe Spalten und glatt gespültes helles Gestein. Das Blau wechselt hier und da in Grün. Ein herrliches Bild ür das Auge und die Seele. Selbst zwischen den tiefen Spalten ist es nicht dunkel, sondern noch lang grün und glasklar. Ich schwimme sanft mit dem Fluss zum gegenüberliegenden Ufer. Ein paar wenige Schwimmzüge sind es, aber die reichen aus, um erfrischt zu werden und die Gänsehaut lässt noch lang nicht nach, als ich längst aus dem Wasser geglitten bin. Ich sammle die Wärme der Sonne auf und begebe mich zum Auto.
Die Hitze ist vergessen, mein Herz ist nun  erfreut zugleich und wir Zwei ziehen weiter.

PS: Meine Kamera stand allein und felsenfest auf einem der glatten Gesteinsformationen, um mich kurz zu filmen und eine kleine Bilderreihe zu machen. Das wird später erschwert durch die zunehmenden Badegäste. Ein Stativ mitzunehmen, ist natürlich die bessere Variante.

Ich werde von der Kälte des Wassers nicht verschont und fühle mich fast erfroren. Überall unter mir tiefe Spalten und glatt gespültes helles Gestein. Das Blau wechselt hier und da in Grün. Ein herrliches Bild ür das Auge und die Seele.

Das türkisblaue glasklare Wasser schimmert und schlängelt sich wie eine Mäander zwischen das weissgraue Gestein.

Das Gestein ist ästhetisch und reiht sich ein in ein nahezu perfektes Bild der Natur.

Mein Weg führt nun ins Maggiatal. Nach wenigen Kilometern bog ich ins Tal ein. Was man berichtet, trifft sofort zu und mir fallen folgende Worte ein: Magisch, eng, wild, felsig, Entbehrung, Bergvölker, Kastanienbäume, Nadelholz, karges Leben, Flusslandschaft, Duft, Kraftort…Rechts und links von mir zieht sich die Bergkette des Vallemaggia entlang. Ich bin beeindruckt von dieser so gar nicht erdrückenden, sondern magischen Anmutigkeit dieser landschaftlichen Umgebung. Als werde ich umarmt von riesigen Bäumen und von kantigem Gestein, fahre stillschweigend weiter geradeaus. Das hier ist einfach nur Stille und es vergeht mir die Lust auf Musik und andere Ablenkungen. Ich lasse schnellere Autofahrer an mir vorbei ziehen. Vallemaggia erstreckt sich als das grösste Tal der italienischen Schweiz nordwestlich von Locarno. Und inmitten dieser wundervollen Schweizer Landschaft möchte ich so lang als möglich verweilen und heute alles in meine Gedanken und mein Fotografen Herz aufnehmen, was man berichtet hat über diesen Ort.

Was man berichtet, trifft sofort zu: Magisch, eng, wild, felsig, Entbehrung, Bergvölker, Kastanienbäume, Nadelholz, karges Leben, Flusslandschaft, Duft, Kraftort…

Ich war beeindruckt von dieser so gar nicht erdrückenden, sondern magischen Anmutigkeit dieser landschaftlichen Umgebung. Als werde ich umarmt…

Ein idyllisches Plätzchen zum Ausruhen. So mancher Ort läd hier zum Verweilen ein, wenn es nicht privat wäre. Ich finde viele schöne kleine Dörfer und wandere so manche Strassen und Wege ab.Zu empfehlen sind die Gassen, die von einer Hauptstrasse abgehenn und für Erfrischung sorgen hie rund da Palmen, hübsch blühende Bäume und kleine Brunnen.

Es scheint wirklich ein Kraftort zu sein, weil die Felsen, Wälder und das Bergtal sich aneinander schmiegen und eine Einheit bilden, die vor Kraft strotzt und aber auch für Demut sorgt. Hier verbirgt sich ein beachtliches Baumreservat, teilweise vielleicht unberührt. Die für das Tessin bekannten Edelkastanien ragen ihre schönen Kronen in Richtung Himmel, Nadelbäume so weit das Auge reicht, runden die Schönheit ab und geben den Gesteinsformationen des Tals den urigen, rauen Charakter. Ich spüre förmlich die Zeiten der Entbehrung der damaligen Bergbewohner.
Ich fahre beeindruckt durch das Maggiatal, das öfter mal eng und dann wieder weit wird, kurvig und dann wieder geradeaus, endlos erscheint, als gäbe es kein Ziel. Ich weiss nicht, was da noch kommt. Mein Auto scheint mich zu bewegen, nicht ich das Auto. Wir sind beide irgendwie still, wenn man das so sagen kann als Beschreibung für diesen Moment.

Das Maggiatal. So heisst es im Museum, ist das grösste aller Tessiner Täler. Vom Langensees her dringt es tief in den Alpenraum ein, mit Höhenunterschieden, die zu den höchsten der Schweiz zählenden: in wenig mehr als 40 Kilometer Luftlinie gelangt man von den rund 200 Metern des Maggadeltas auf die 3200 Meter des Basodinogipfels mit seinem Gletscher.

Und hier beschreibt der Text exakt das, was ich im Vorfeld schon eindrücklich zu beschreiben versuchte: „ Der Taleingang in Ponte Brolle, eng und einst unwegsam, lässt nicht erahnen, was sich dahinter befindet: die Landschaft öffnet und verzweigt sich wie ein Fächer zu den Nebentälern Rovana, Bavona und Lavizzara, die sich ihrerseits in unzählige Nebentäler gliedern. (Aus dem Museum in Cevio , Texttafeln)
Diese geologische Beschaffenheit ist das Ergebnis einer aussergewöhnlichen Gletschererosion, die das Tal eingeschnitten und die beiden steilen Abhänge geschaffen hat. Den Talboden nimmt in seiner ganzen Breite der Fluss ein, der sich zwischen dem Schwemmland, das auf überraschende Weise von einer üppigen spontanen Vegetation kolonisiert wird, immer neue Wege sucht. Die Landschaft, die daraus hervorgeht, ist zwar unproduktiv, aber von ausserordentlicher Faszination.

Foroglio

Ich nehme durch meine offenes Fenster die frische und noch sanfte Luft wahr, die grünen saftigen Wiesen und den Duft der Nadelbäume. Es sind bereits hohe Temperaturen an diesem Morgen. Nach meiner eindrücklichen Fahrtzeit komme ich in Foroglio an. Das ist mein erstes Ziel hier im Tal, bevor sich viele weitere Besucher einfinden. Diese Gegend ist nun einmal mit seinen charmanten kleinen Dörfern ein beachtlicher Anziehungspunkt und an dem wird es häufig eng.

Foroglio. Das ist ein Dörfchen, so bekannt und in aller Munde, wie das Eis Motiv, was eine Zeit lang auf Instagram zahlreich gepostet wurde. Natürlich ist dieses zauberhafte Fleckchen Erde entsprechend stark frequentiert, wie Lavertezzo. Ich gehe als Erstes baden unter dem Wasserfall, der sich einige Meter hinter Steinfelsen erstreckt und dessen Rauschen aus der Entfernung zu vernehmen ist. Einladend ist es hier. Es ist noch ruhig genug, sich im Bikini rein zu stehlen ins kalte Nass und den Moment der Ruhe zu geniessen. Mein zweites erfrischendes Bad heute.

 

PS: meine Kamera steht auch hier feslsenfest auf dem Gestein am Ufer und nimmt ein paar Serienbilder von mir auf.

Es ist noch ruhig genug, sich im Bikini rein zu stehlen ins kalte Nass und den Moment der Ruhe zu empfangen. Mein zweites erfrischendes Bad heute.
Dann treibt es mich auf die Schaukel. Weil sich dort schon einige Besucher tummeln, wurde ich aufmerksam. Ich bekomme sogar ein Foto von mir. Ein Foto auf der Schaukel an einem Fotohotspot mit dem wundervollen Namen Foroglio. Smartphones und Kameras werden ausgetauscht, nette Blicke, nette Besucher, die sich gegenseitig fotografieren, wenn sie allein sind und keinen haben, der dieses schöne Moment mit ihnen teilt. Dankeschön murmeln und ein Lächeln, gegenseitiges Tauschen der Schaukel. Jeder Erwachsene fühlt sich mal wie ein Kind. Und dazu der ewig rauschende Wasserfall von Foroglio. Schön hier. Und schon auf Instagram gepostet. Zu Hunderte tun dies in diesen Minuten.

Wer möchte nicht an einem Ort sein, der in den sozialen Medien längst seinen Bekanntheitsgrad gesteigert hat und von dem entsprechend Neugier erweckende Fotoaufnahmen existieren. Immer unter Berücksichtigung aller Besucher, respektvoll mit der Natur bleiben und auch einmal zu Randzeiten gehen, sind Erleichterungen, um an ein tolles Fotomotiv zu kommen oder gar einfach nur zu geniessen und zu verweilen.

Inzwischen ist der Badeort nicht mehr ganz so unbeobachtet, denn das Ufer ist rappelvoll geworden und viele Schaulustige und Badegäste finden sich ein.
Das kleine Café ist voll besetzt mit Gästen. Ich bin sehr erfrischt und werde mit meinem Camper von Foroglio aus zurück kehren in Richtung Lago Maggiore. Ich laufe zurück über einen kleinen Umweg, damit ich einige schöne Fotomotive von Foroglio mitnehmen kann, wenn es schon mal nicht so überlaufen ist.

Unterwegs treffe ich in der Tat auf zahlreiche Dörfer und Panoramen, die mich gefühlt jede gefahrene zehn Kilometer dazu bringen, aus meinem Auto auszusteigen und deren charmantes Ambiente zu geniessen. (Und noch dazu später heim zu kehren, als ursprünglich geplant.)
Heute wird ein Gewitter aufziehen und ich möchte rechtzeitig den Campingplatz erreicht haben. Es ist jedoch wie immer, ich vergesse mich in Fotomotiven und dem Zauber der Landschaft.

Auf meinem Rückweg, wie geplant, mache ich Halt an diversen Orten, die mir ins Auge fallen und hier und da kann ich so meine Bilderreihe über einen Teil des Maggiatals entstehen lassen.

Avegno

 

Ein nächster Halt in Aurigeno.

Wunderschöne und auch beeindruckende Eingangsportale schmücken Kapellen und Kirchen. Ich konnte leider nicht hinein, es war verschlossen.

Zahlreiche Häuser sind aus dem 17. und 18. Jahrhundert

Diese kleine Kapelle hatte einen beachtlichen Friedhof. Ich habe noch nie vorher solche alten Gräber und Figuren gesehen, verhangen mit Efeu. Ein besondere Atmosphäre und ich hielt mich irgendwie nicht lang hier auf, mir war es etwas zu einsam. Und zudem war der hitzige heisse Wind drückend. Das nahende Gewitter spürte ich immer mehr. Auch hier wirkte die Umgebung und die Landschaft magisch.

Cevio

Ich erreiche Cevio. Es fällt mir direkt ins Auge. Am Himmel kann ich die ersten  Anzeichen für ein Gewitter erkennen und der Wind ist richtig heiss und ich könnte bereits erneut in die Verzasca springen. Mein Morgen ist schon längst wieder einige Stunden her. In Cevio habe ich ein Museum am Vorbeifahren erkennen können und es mir fest vorgenommen, einzukehren auf meinem Rückweg. Das tue ich nun. Ich gehe durch die hübsche Tür in das Museo di Valmaggia. Ich spreche den Museumsmitarbeiter an. Leider kann ich immer noch kein Italienisch sprechen, (Ich habe einmal auswendig gelernt, wie man ein Ticket bestellt an der Furnicolare in Locarno. Und das hat geklappt.)
Er weist mich auf Englisch höflich in alle Wege und Räumlichkeiten des Museums ein und damit starte ich meine kleine Museumstour.

Cevio ist eine politische Gemeinde im Schweizer Kanton Tessin und Hauptort des Kreises Rovana und des Bezirks Vallemaggia

Ich mache viele Bildaufnahmen, da das kleine Museum so viel Geschichte übrig hat. Es ist so interessant und mir werden die Augen müde, so viel habe ich zu lesen, so vertieft bin ich in die Geschichten der Bergbevölkerung vom Tessin. Die Zeit bemerke ich nicht, das aufziehende Gewitter vergesse ich. Eindrücklich anhand umfangreichem Bildmaterial, Erzählungen, Materialien, Werkzeugen und Naturschönheiten wurde hier Bericht erstattet und der Besucher erhält einen umfangreichen Gesamteindruck.

Das obere Stockwerk des Palazzo Franzoni wird der Geschichte der Bevölkerung des ganzen Maggiatals gewidmet. Ich kann den Besuch absolut empfehlen.

Das 19. Jahrhundert war von schwerer Armut geprägt, durch welche die traditionellen, zeitweiligen Auswanderungen in europäische zu Auswanderungen nach Übersee, den australischen Goldminen und Kalifornien, wurden. Beeindruckend war die Verschiebung des demographischen Gleichgewichtes. In den Dörfern verblieben Alte, Kinder und Frauen, auf denen nun die Bestellung der Felder und Viehversorgung lastete. Das Leben im Tal ging seinen jahrhundertealtem Gang. bis der Fortschritt sich vorerst zögernd, dann aber ganz entschieden durchsetzte. (Museum Texttafeln, Juli 2022, Cevio)

Die Kinder waren wie kleine Erwachsene angezogen, aber oft war ihre Kleidung aus Resten oder wiederverwendeten Stoffen zusammengenäht.

Frauen waschen und bügeln –

Eine mühevolle Arbeit, die meistens von den Frauen im Freien gemacht wurde und tagelang dauerte. Im Winter waren die Frauen der Kälte und dem schlechten Wetter ausgesetzt, im Sommer häuften sich daneben noch die vielen anderen Arbeiten des Hofbetriebs.

Bis ins 15. Jahrhundert lassen sich die ersten Spuren der periodischen Auswanderung von den Alpentälern in de europäischen Zentren zurückverfolgen. Männer und Knaben verliessen ihre Dörfer, um in den Städten handwerkliche oder auch mühsame, schwere körperliche Arbeiten zu verrichten.

Normalwerweise blieben die Männer nur einige Monate im Jahr im Dorf fern. Der Aufenthalt in der Fremde konnte sich aber auch über mehrere Jahre erstrecken. Die Valmaggesi übten einerseits niedere Arbeiten aus, die meistens bei den Städtern verpönt waren, als Baumeister und Händler gelangten sie andererseits aber oft zu Ruhm und Ehre. Beweise dafür sind zum Beispiel die Kirche von Chianvenna, die von Männern aus Cevio entworfen und gebaut wurde. Und der Erfolg der Handels – und Bankgeschäfte der Familie Pedrazzini aus Campo.

(Texttafeln, Museum, Cevio, 2022)

Frauen spinnen und weben –

In allen Dörfern wurde Hanf angebaut und Schafe gezüchtet. Die Kleidung wurde fast ausschliesslich aus selbstgewobenem Stoff hergestellt. In allen Dörfern wurde gewebt, obwohl nicht jede Familie einen Webstuhl besass.

Auf diesem Bild kann man lesen über Findelkinder. Eine bewegende Geschichte.

Frauen heilen –

Mit vielen Verspätungen, Übertretungen und Nichtbefolgung wurden im 19. Jahrhundert die Gesetze des Gesundheitswesen auch in den entlegenen Tälern eingeführt.

Seit Jahrhunderten betreibt die Bergbevölkerung Landwirtschaft und Viehzucht. Flaches Land wer selten, deshalb terrassierte man die Hügel oder brachte, wie im Bavonatal, Erde auf grosse Findlinge, um kleine Gemüsegärten anzulegen.

Zum Museum gehört auch eine Gartenanlage und die Grotti in der Bergrutschzone von Cevio Vecchio lassen sich entdecken.

Als Abschluss meiner Museumstour im Museum von Cevio stehe ich vor eben solch einer Grotte ganz allein. Es zieht ein heftiger Windstoss auf, regelrechte Hitzewellen strömen auf mich ein. Plötzlich vermischt sich alles mit dem italienischen Flair, mit den eben erlebten Geschichten der Vorfahren vom Maggiatal, der Einsamkeit, der Entbehrlichkeiten und der wunderschönen Natur hier. Plötzlich fängt es an, stark zu winden und der Himmel über mir verspricht Gewitter. Hitze und pralle Sonne wechseln rasant zu unwetterartigen Böen. Tiefgrau ziehen die ersten Wolken auf mich zu. Andere Besucher kehren von den Grotten zurück. Wo diese zwei Damen denn plötzlich herkommen, frage ich mich. Ich sah bisher nicht einen Besucher hier und besuche so allein nicht jede Grotte, weil es unbehaglich wird, was nicht zuletzt dem herannahendem Unwetter geschuldet ist. Ich verziehe mich ebenfalls lieber, so schnell ich kann, ins Auto. Ich fühle mich etwas einsam und mir kam die entbehrungsreiche Zeit der armen und in Hungersnot lebenden Bergbevölkerung nochmals in den Kopf. Wie das wohl bei solch einem Wetter oder in kalten Wintern gewesen sein musste. Cevio bleibt noch lang in meinen Gedanken und Gefühlen. Es ist auch ein Ort mit einem gewissen Charme. Meine Rückreise war dadurch mit ganz anderen Facetten begleitet. Ich fühlte mich regelrecht vereinnahmt und gleichzeitig verzaubert von dem Tal und den um mich herum in die Höhe ragenden riesigen Nadelbäumen.
Maggiatal – ein beeindruckendes Naturerlebnis, mit einem wunderbaren Charme, Flair und Duft.

Und weshalb bin ich dem Zauber erlegen? Ich bin längst gefangen vom magischen Antlitz des Tessin mit seinen fantastischen Sehenswürdigkeiten, von denen ich hier sicher noch einige Male berichten werde. Während ich hier niederschreibe von meiner Reise, fühle ich mich in den Sommer 2022 ins Maggiatal zurück versetzt und spüre Duft, Wasser, sanften Wind und die harte Vergangenheit der Bergbewohner und ihre Verbundenheit mit der Natur, als sei ich gestern von dort zurück gekehrt.

Und für die Leser, die Interesse haben, tiefer einzutauchen in die Geschichte und das Leben in Vallemaggia, kaufen sich das Buch „Nicht Anfang und nicht Ende“ von Plinio Martini.

 

„A revair“

Ihre Anja Poeschke von Stil & Foto